Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung

Rezensionen 575 doch wichtige Einblicke in das Leben am Wiener Hof in den letzten Jahren Maria Theresias und in denen Josefs gibt. Der letzte Teil des Werkes, der das Wirken Leopolds als König und Kaiser behandelt, seine raschen Erfolge in der Befriedung nach innen und außen und die sachte vorbereiteten grundlegenden Reformen, die durch den plötzlichen Tod im rudimentären Stadium unterbrochen und vom Nachfolger rückgängig gemacht wurden, zeichnet sich darstellungs­mäßig in seiner Straffheit besonders aus. Es soll der Bedeutung dieses Werkes und der Reichhaltigkeit der benützten Quellen keinen Eintrag tun, wenn hier noch auf einige Korre­spondenzen hingewiesen wird, die im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in einem kleinen, durch die Kriegseinwirkung 1945 stark in Mitleidenschaft gezogenen Bestand, den „alten Kabinettsakten“ liegend, übersehen wur­den. Zum Teil handelt es sich um den Briefwechsel mit Rosenberg und Thurn, den der Autor aus den Privatarchiven dieser Familien kennt, aber auch um Briefe von Bottá Adorno und von Saint-Odile, die sich zum Teil auf Florenz beziehen und für eine weitere Auflage vielleicht gering­fügige Ergänzungen zu den ersten Regierungsjahren Leopolds in Tos­kana bieten könnten. Anna C o r e t h (Wien). Jäger-Sunstenau Hanns, Johann Strauß. Der Walzerkönig und seine Dynastie. Familiengeschichte, Urkunden, Wiener Schriften hgg. vom Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien, Heft 22, Verlag für Jugend und Volk, Wien 1965. 8°. 457 Seiten. 16 Tiefdrucktafeln, 2 Ahnentafeln. Als Frucht jahrelanger exakter Archivstudien präsentiert sich Jäger- Sunstenaus zusammenfassende genealogische Studie über die Familie des Walzerkönigs, aus der nicht weniger als 6 Musiker hervorgingen. Im zweiten Teil der Arbeit findet der Leser eine umfangreiche Quellen­sammlung, die über 8 Generationen Strauß, vom ersten Auftreten des Stammvaters Johann Michael Strauß in der Trauungsmatrik der Dom­pfarre St. Stefan in Wien bis zum Ableben der Witwe des Walzerkönigs 1930 reicht. Fast ein Jahrzehnt blieb die Trauungsmatrik, welche die Tatsache der Abstammung des Walzerkönigs vom jüdischen Bierwirt Wolf Strauß in Ofen enthielt, nach dem Willen der Machthaber des Dritten Reiches der allgemeinen Benützung entzogen, sie ruhte in einer Urkundenkassette des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, an ihre Stelle war ein Faksimile getreten, in dem die Johann Michael Strauß betreffende Stelle nicht mehr aufschien. Erst seit Beginn der Fünfzigerjahre sind Original und verunechtetes Faksimile in der Reihe der Matriken von St. Stefan friedlich nebeneinander zu sehen. Die Vermutung Jäger- Sunstenaus, daß die Ahnen des Ofeners Wolf Strauß aus Frankfurt stammen, hat viel für sich. Im übrigen führen die genealogischen Zusam­menhänge der Wiener Familie Strauß nicht weit über Wien und Nieder­österreich hinaus, Verwandtschaft mit einer mittelfränkischen und einer luxemburgischen Familie stellen Ausnahmen dar. Unter den Vorfahren von Johann Strauß erster Gattin Jetty Treffz findet sich eine Jugendliebe

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