Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung
Rezensionen 573 Zwischenarchive (in der DDR. Verwaltungsarchive) gibt, leichter beizukommen ist, als dort, wo der drängende Alltag die Bildung von Endarchiven noch verhindert. Walter Goldinger (Wien). Biographien Wandruszka Adam, Leopold II., Erzherzog von Österreich, Großherzog von Toskana, König von Ungarn und Böhmen, römischer Kaiser. Bd. 1 und 2, Verlag Herold, Wien-München 1965. Insgesamt 36 Abbildungen. Keiner unter den habsburgischen Regenten hat einen so ausgedehnten persönlichen schriftlichen Nachlaß hinterlassen, wie Leopold II. und doch lag dieser Nachlaß bisher ungenützt im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv, ohne die Aufmerksamkeit eines Forschers ernstlich auf sich zu ziehen. Betreffen doch diese Stöße von Schriften, die in italienischer Sprache geschrieben sind, zum Großteil die Regierungsgeschäfte des weitabliegenden Toskana, des Feldes seiner Tätigkeit während eines Vierteljahrhunderts, während Leopolds Wirken als österreichischer Regent und als Kaiser während zweier kurzer Jahre arm an schriftlichen Unterlagen ist. Wenn nun der Verfasser das Unternehmen einer wissenschaftlichen Biographie dieser Persönlichkeit in Angriff nahm, so bedeutete dies für ihn zunächst umfassende archivalische Forschungen in Florenz wie in Wien und auch in mehreren Adelsarchiven, darüber hinaus aber ein Eingehen auf die verschiedensten Interessengebiete dieses „Principe Filosofo“, auf die Ideenwelt dieses Jahrhunderts der Aufklärung in ihren verschiedenen Sparten, soweit sie einen Niederschlag in der Reformtätigkeit Leopolds fanden. Die erstaunlichen Leistungen dieses in ganz Europa als das Ideal eines aufgeklärten Fürsten gepriesenen Sohnes Maria Theresias werden heute nirgends mehr bestritten und auch in Italien voll gewürdigt. In diesem Werk zeigt nun W. das Gestaltgewinnen seiner Reformideen aus verschiedenen Einflüssen, — zum Teil schon aus frühester Jugend, etwa durch seinen Rechtslehrer Martini, — und aus persönlichen Kontakten mit europäischen Gelehrten wie aus unermüdlichen Studien. Der Autor kann zeigen, wie die umfassenden Reformen auf den Gebieten der Verwaltung und Rechtspflege, des sozialen und wirtschaftlichen Lebens und des Studienwesens nicht plötzlich und gewaltsam, sondern nach reiflicher Überlegung, tastenden Versuchen und planmäßig, vor sich gingen. Leopold zeigt sich von der Lehre der Physiokraten, die das moderne Wirtschaftsdenken des späten 18. Jahrhundert beherrschte, stark beeinflußt, lieferte sich ihr aber nicht völlig aus, sondern betätigte sich zugleich als Förderer des Gewerbes und der Industrie. Seine sozial-humanitären Reformen waren bahnbrechend; alles aber basiert, im Unterschied zu der Grundauffassung seines Brunders Jofes II., auf dem Prinzip freiwilliger Zusammenarbeit, zu der der Partner gewonnen werden mußte. Der Autor kann auch eindeutig nachweisen, daß es Leopold mit seinem Projekt einer Verfassung für Toskana, die bereits fertig ausgearbeitet vorhanden war,