Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
WEINZIERL-FISCHER, Erika: Die Bedeutung des Zeitungsarchivs Borgs-Maciejewski für die zeitgeschichtliche Forschung
Rezensionen 553 In ihrem Schlußwort weist die Verf. überzeugend auf die europäischen und universalen Aspekte hin. Aber auch für das schicksalhafte Verhältnis Napoleons zu Talleyrand bedeutet der Friede von Preßburg nach seiner Ratifikation das Ende einer Epoche. Ein sorgfältig bearbeiteter Dokumentenanhang sowie ein erschöpfendes Quellenverzeichnis beschließen diese Dissertation, eine Doktorarbeit, wie sie heutzutage leider nur soch sehr selten geleistet wird. Rudolf Neck (Wien). Bourgoing Jean de, Vom Wiener Kongreß, Verlag Herold, Wien-München, 2. unveränderte Auflage 1964, 434 S. Mit voller Berechtigung und dankenswerter Weise ist das Buch vom Wiener Kongreß von Jean de Bourgoing, das 1943 in erster Auflage erschienen war, anläßlich der 150. Wiederkehr der Einberufung dieser der Neuordnung der europäischen staatlichen Verhältnisse gewidmeten diplomatischen Konferenzen in unveränderter Neuauflage vom Verlag Herold herausgebracht worden. Gerade die Gedenkfeiern und die große Kongreßausstellung in der Wiener Hofburg vom Juni bis Oktober 1965 haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, daß das Werk Bourgoings über den Wiener Kongreß zu den bleibenden Werken der nicht unbeträchtlichen Kongreßliteratur zu zählen ist. Jeder, der sich mit diesem epochemachenden historischen Ereignis, sei es als Fachhistoriker oder als historisch interessierter Leser, beschäftigt, wird dieses Werk gern und mit Nutzen heranziehen und bald feststellen, daß er nirgendwo sonst soviel Wissenswertes sowohl über den Verlauf der großen politischen Verhandlungen als auch über das gesellschaftliche Leben und Lokalkolorit, vor allem aber über die Persönlichkeiten, die dem Kongreß Glanz und Farbe innerhalb und außerhalb der Konferenzsäle verliehen haben, erfährt. In un- gemein kenntnisreicher und lebendiger Darstellung und milieugerechter Zeichnung ist die typisch wienerische Atmosphäre dieses in Hinblick auf Rang und Namen der Kongreßteilnehmer wahrlich einmaligen Fürsten- und Diplomatentreffens eingefangen worden. Die durch fundierte Archivforschungen des Verfassers an Hand eines umfangreichen, zumeist noch ungedruckten, Quellenmaterials gebotene Darstellung der Haupt- und Staatsaktionen bringt nicht nur Bekanntes in neuem Gewände, sondern liefert zahlreiche wertvolle, neue und bisher nicht bekannte Details zur Historik des Kongresses, die erweitert und ergänzt wird durch die um den Kongreß sich rankenden Legenden und Histörchen, die das ganze einmalige historische Ereignis zu einem lebendigen und faszinierenden Gesamtbild abrunden. Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß es dem Verfasser gelungen ist, sehr charakteristische und für die Bewertung der einzelnen auf und außerhalb des Kongresses agierenden Persönlichkeiten wesentliche Züge ihrer Porträts herauszuarbeiten und manches historische Klischee dadurch zu korrigieren. Man merkt es dem Buch von einer Seite zur anderen an, daß den Verfasser vor allem der bunte Reigen der Monarchen und Staatsmänner fesselte, der auf dem Kongreß aufzog, und die Skizzierung ihrer Charaktere und ihrer Lebensweise und der von ihnen dargebotenen historischen Rolle im Ab