Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 47 forderten, das die Einheit der gespalteten Kirche wiederherstellen sollte118). Trotzdem Corsini im Jahre 1403 mit dem Avignonesischen Papste Benedikt XIII., dem Spanier Pedro de Luna, Frieden gemacht hatte, beschwor er in seinem Testament vom 19. Oktober desselben Jahres, wie einst sein Landsmann Giacomo Orsini, an dessen Sterbelager er gestanden hatte, die Kardinäle beider Obedienzen nach der Verwirklichung eines Generalkonzils zu streben. Allein er starb schon am 16. August 1405 in Avignon, ohne den Zusammentritt der von den Kardinalen nach Pisa ausgeschriebenen Generalsynode erlebt zu haben, der die Bemühungen seiner letzten Lebensjahre gegolten hatten1I9). Erst us) Pietro Corsini hatte sich am 26. Juli 1378 nach Palestrina begeben, das er erst im September verließ, um in Fondi bei der Erwählung Klemens’ VII. anwesend zu sein. Bald darauf finden wir ihn in Nizza und seit 30. September 1381 in Avignon (Eubel 21, Anm. 6; bzw. Mo llat in Dictionnaire d’Histoire et de Géographie ecclésiastiques 13, col. 920). Zur Sache vgl. Franz Placidus Bliemetzrieder, Zur Geschichte der großen abendländischen Kirchenspaltung. Die Kardinäle Peter Corsini, Simon de Borsano, Jakob Orsini und der Konzilsgedanke (Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Zisterzienser-Orden 24, 1903) 360—377 und 625—652; sowie die großen Werke von Louis G a y e t, Le Grand Schisme d’Occident d’aprés les documents contemporabis déposés aux Archives secretes du Vatican, 2 Bde (Florence- Berlin 1889) passim; und Noel Valois, La France et le Grand Schisme d’Occident, 4 Bde (Paris 1896—1902) passim. u») Obgleich er nach dem Tode Klemens VII. für die Wahl des Pedro de Luna eingetreten war, separierte er sich alsbald vom neuen Papst und siedelte nach Villeneuve-les-Avignon über (2. September 1398). Nach seiner Aussöhnung mit diesem kam er wieder nach Avignon zurück, wo er auch verstarb (Eubel 21; vgl. den Brief der Stadt Florenz an Benedikt XIII. anläßlich seines Todes vom 26. August 1405 im Archivio di Stato di Firenze, Miss. reg. 25, C 119 A). Über Benedikt XIII. vgl. Franz E h r 1 e, Neue Materialien zur Geschichte Peters von Luna (Benedicts XIII.), (Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters 6, 1892) 139—308; und 7, 1900, 1—310. Ferner vgl. über ihn Sebastian Púig y Puig, Pedro de Luna, último papa de Avinón (Barcelona 1920); Augusto Casas, El papa Luna (Barcelona 1944); und Georges Pillement, Pedro de Luna, le dernier papé d’Avignon (Paris 1955). Über seine großartige Büchersammlung unterrichtet Pascual Galindo Romeo, La Biblioteca de Benedicto XIII — Don Pedro de Luna (Lección Inaugural, Zaragoza 1929/30). Zur politischen Situation vgl. man Guy M o 11 a t, L’Application en France de la Soustraction d’Obédience ä Benoit XIII jusqu’au Concile de Pise (Revue du Moyen Age Latin 1, 1945) 149—163. — Pietro Corsinis ausführlich gehaltenes Testament findet sich im Archivio Segreto Vaticano, Archivum Arcis, Armarium C, fasc. 78—87, n. 55. Ein Inventarium rerum mobilium ab ipso relictarum hat sich im Archivio di Stato di Firenze, Diplomatico di San Gaggio unter 19. August 1405 erhalten; eine zeitgenössische Abschrift davon gleichfalls im Archivio Segreto Vaticano, Reg. Aven. 325, fol. 216r—251v. Das darin enthaltene Verzeichnis seiner reichhaltigen Bibliothek, die er dem Kloster San Gaggio bei Florenz hinterließ, hat Louis Carolus-Barré, Bibliothéques médiévales inédites d’aprés les archives du Vatican (Mélanges d’Archéologie et d’Histoire 53, 1936) 348—372 publiziert (vgl. auch Pietro G u i d i, Inventari di libri nelle serie dell’Archivio Vaticano. Studi e Testi 135, Cittä dei Vaticano 1948, 68 n. 219). — Über die