Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
46 Alfred A. Strnad lichen vierhundert Goldgulden eröffnet u5). Ob Pietro Corsini dann tatsächlich in den Genuß der Gesamtsumme gekommen ist, muß aus Mangel an Nachrichten offengelassen werden. Der Kardinal von Florenz, wie Corsini auch nach der Resignation auf sein Heimatbistum gemeinhin genannt wurde115 116), überlebte den Kaiser jedenfalls um siebenundzwanzig Jahre. Nach dem Tode Papst Gregors XI. gehörte er zu den vier Italienern im Konklave, die zusammen mit den anderen Kardinälen den Erzbischof von Bari, Bartolomeo Prignano, als Urban VI. zum Papst erhoben, dann aber mit diesem zerfielen und am 20. September 1378 zu Fondi unter dem Schutz des Grafen Onorato Caetani und mit Unterstützung durch den französischen König Karl V. den Kardinal Robert von Genf als Gegenpapst Klemens VII. aufstellten. Wenn auch die italienischen Kardinäle daran gewiß nicht aktiv beteiligt waren, so geschah dies dennoch unter ihrer stillschweigenden Billigung 117). Schon früh erkannten manche von ihnen, darunter auch Pietro Corsini, den schweren Mißgriff ihrer Mitbrüder und zählten daher schon bald zu den ersten, die immer wieder mit Nachdruck ein Generalkonzil 115) Diese Expektanz datiert vom 26. August 1372 aus Prag (gedruckt bei Otto 85—87 n. V, 7). Karl IV. nennt in beiden Urkunden den Kardinal amicus noster carissimus, was auf ein besonderes Vertrauensverhältnis schließen läßt. Dazu vgl. Johannes Vincke, Documenta selecta mutuas civitatis Arago-Catha- launicae et ecclesiae relationes illustrantia (Biblioteca historica de la Biblio- teca Balmes, ser. II, vol. XV, Barcinone 1936) 509 n. 662; sowie die Besprechung desselben Verfassers von Josef Wodka, Zur Geschichte der nationalen Protektorate der Kardinäle an der römischen Kurie (Publikationen des ehemaligen österreichischen Historischen Instituts in Rom 4, Innsbruck-Leipzig 1939) in der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kan. Abt. 28, 1939, 518 Anm. 1; sowie zuletzt Alfred A. Strnad, Das Bistum Passau in der Kirchenpolitik König Friedrichs des Schönen 1313—1320 (Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 8, 1964, Festschrift für Alfred Hoffmann) 206. 116) Bereits am 19. Juni 1370, wenige Tage nach Pietros Kardinalspromotion, ernannte Papst Urban V. den bisherigen Bischof von Aversa, Angelo Acciaioli, zum neuen Bischof von Florenz (vgl. E u b e 1 250). — Kardinal Corsini erhielt 1374 das infolge des Ablebens Kardinal Guidos de Boulogne verwaiste suburbikarische Bistum von Porto und Santa Rufina übertragen, welches er bis an sein Lebensende beibehielt (ebd. 21 und 37). 117) Aus der überreichen Literatur vgl. nur Gerd Tellenbach, Die große Spaltung der abendländischen Kirche 1378 (Heidelberg 1934); Michael Seidlmayer, Die Anfänge des großen abendländischen Schismas (Münster i. W. 1940); derselbe, Peter de Luna (Benedikt XIII.) und die Entstehung des großen abendländischen Schismas (Gesammelte Aufsätze zur Kulturgeschichte Spaniens 4, Münster i. W. 1933) 206—247; Walter Ullmann, The Origins of the Great Schism (London 1948). — Zum Konklave und zur Wahl Urbans VI. vgl. neuerdings Olderico Prerovsky, L’elezione di Urbano VI e l’insorgere dello Scisma d’Occidente (Miscellanea della Societä Romana di Storia Patria 20, Roma 1960) passim, der die Rolle Corsinis dabei untersucht. Kardinal Giacomo Orsini hatte sich geweigert, an der Wahl teilzunehmen, solange der Druck des römischen Pöbels anhalte.