Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

38 Alfred A. Strnad gerum paradisi, ac Christi regis pacifici curam sollicitudinis sue primam habere disposuit circa tranquillum et pacificum statum illorum, qui sunt a Deo ordinati, orbis regimini, Christiane fidei et sancte matris ecclesie defensores et advocati principum et devotissimi filii. Dann kam er auf den Zwist zwischen Kaiser Karl IV., König Ludwig von Ungarn, Herzog Rudolf IV. von Österreich und Markgraf Johann von Mähren zu sprechen, von dem der Papst cum cordis amaritudine gehört habe, und der zu seiner Sendung ins Reich geführt hatte. Nun wendete sich der Legat an die beteiligten Fürsten, die potentissimi principes, qui estis mundi lumina, die er unter Hinweis auf ihre unmittelbare Nachbarschaft und enge Blutsverwandtschaft aufforderte, Zwietracht und Mißgunst zu be­seitigen. Der Bischof tat dies nicht nur mit beredten Worten, sondern verwendete zur besseren Untermauerung seines Friedensappells auch Zitate aus der Bibel, aus Titus Livius und Augustinus’ großem Werk „De civitate Dei“. Er schloß seine Worte aber mit einem neuerlichen Aufruf zur gegenseitigen Aussöhnung, wobei er den Anwesenden die Erhaltung der salus subditorum als Hauptaufgabe jeder Herrschafts­übung eindringlich vor Augen führte 97). Den Worten des Bischofs blieb der Erfolg nicht versagt; schon am 10. Februar 1364 wurde der Friede zwischen Böhmen, Ungarn und Öster­reich feierlich besiegelt. Alle Beteiligten bekannten dabei durch die kluge Vermittlung der Herzogin Katharina von Österreich wegen ihrer Streitig­keiten ausgesöhnt zu sein und versprachen eidlich, von heute an ihre gegenseitigen Besitzungen nicht mehr schädigen zu wollen. Fester aber wurden die Interessen der drei regierenden Häuser aneinander gekettet durch die noch am selben Tage zwischen ihnen abgeschlossene Erbeinigung. Sie bestimmte die österreichischen Herzoge zu Erben der böhmischen Ländergruppe, wenn die Nachkommen des Kaisers und des Markgrafen * *7) Vgl. die einzelnen Quellennachweise im Anhang 55. Wichtig ist die besondere Hervorhebung der salus subditorum, wobei eine Dekretum-Stelle (c. 5 D LXI; Brief Papst Leos I. an die afrikanischen Bischöfe) herangezogen wird. Dort heißt es: Integritas enim presidentium salus est subditorum, et ubi est incolumitas obedientiae, ibi sana est forma doctrinae (Friedberg I, col. 228). — Zur Salus subditorum als Aufgabe jeder Herrschaftsübung vgl. Iohannis abbatis Victoriensis Liber certarum Historiarum, ed. Fedorus Schneider, Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum, Hanno- verae-Lipsiae 1909, I, 140: .. .cum salute subditorum, in presenti providenter regere atque in futuro cum principibus sedere et sceptrum glorie in eternitatis solio possidere. Vgl. auch Alphons L h o t s k y, Österreichische Historiographie (Wien 1962) 36; bzw. das wichtige Werk von Marc Bloch, Les rois thauma­turges. Étude sur le caractére surnaturel attribué ä la puissance royale, particuliérement en France et en Angleterre (Publications de la Faculté des lettres de l’Université de Strasbourg 19, Strasbourg 1924). — Der Zwettler Chronist nennt z. B. Herzog Albrecht II. von Österreich gelegentlich einen pater multorum regum ac principum ... salutaris (Monumenta Germaniae Historica, Scriptores IX, 687).

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