Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 37 Bevor die eigentlichen Friedensverhandlungen beginnen sollten, wurde die Tiroler Frage geregelt; Herzog Rudolf verlangte vom Kaiser unter Hinweis auf die nahe Verwandtschaft zwischen ihm, seinen Brüdern und Margareta Maultasch sowie auf deren Schenkung, die Belehnung mit der Grafschaft, worauf der Luxemburger an die anwesenden Fürsten und Vasallen des Reichs die Frage richtete, ob er dem Wunsche des Habs­burgers von Rechtswegen erfüllen dürfe. Diese fällten den einstimmigen Entscheid, daß der Kaiser dies unter Vorbehalt der Reichsrechte tun könne. Hierauf bestätigte Karl IV. die Sentenz der Fürsten und erteilte Herzog Rudolf von Österreich die Belehnung mit allem, was in Tirol und dem Lande an der Etsch vom Reiche zu Lehen ging95). Zwei Tage später erfolgte dann der eigentliche Friedensschluß. Kurz vorher aber dürfte der Bischof von Volterra und spezielle Abge­sandte Papst Urbans V. jene feierliche Ansprache gehalten haben, die hier zum ersten Male veröffentlicht wird und in der er die anwesenden Fürsten erneut zum Frieden und gegenseitigem Verstehen ermahnte96). Der Kirchenfürst richtete seine Worte zunächst an das Reichsoberhaupt, dem er den dringlichen Wunsch des Papstes nach Frieden und Eintracht in der Christenheit nahebrachte, wenn er betonte: Equidem, illustrissime principum, sanctissimus pater et dominus noster, dominus Urbanus, di­vina providentia non humana assumptus ad summum apostolatus api­cem, sciens se factum caput ecclesie militantis, successorem Petri clavi­Albrecht III. und Leopold III. — Der ältere von ihnen zählte damals ungefähr vierzehn, Leopold hingegen erst zwölf Jahre (vgl. die Angaben bei Alphons Lhotsky, Die Geschichte der Sammlungen, in: Festschrift des Kunsthisto­rischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes II/l, Wien 1941/45, 28 und 32; sowie zuletzt Strnad, Herzog Albrecht III. 12—19. Eine bildliche Darstellung der beiden jungen Habsburger findet sich auf dem Altar vom Schloß Tirol; darüber vgl. Vinzenz Oberhammer, Der Altar vom Schloß Tirol, Innsbruck-Wien 1948). In Brünn hingen die beiden jungen Herzoge auch ihr Siegel an die Urkunden über den Friedensschluß zwischen Kaiser Karl, König Ludwig, Markgraf Johann und ihrem Bruder (vgl. die Bemerkungen bei B r a n d 1, Codex diplomaticus Moraviae 9, 255 f. nn. 338 f.). — Über Katha­rina vgl. oben 33 f. Anm. 89; zu Ribi von Lenzburg 17 Anm. 41. 95) Werunsky, Geschichte Karls IV, 3, 276; Huber, Geschichte der Ver­einigung Tirols mit Österreich 104 f.; Riezler, Geschichte Baierns 3, 79; so­wie zuletzt Hüter, Eintritt Tirols 32. — Die diesbezügliche Bestätigungsur­kunde findet sich gedruckt bei Steyerer col. 379; sowie bei Br an dl, Codex diplomaticus Moraviae 9, 252—254 n. 337. Es existiert davon auch eine deutsche Ausfertigung (vgl. zum Ganzen auch Regesta Imperii VIII, n. 4009). Der päpstliche Legat erscheint auch hier unter den Zeugen der Rechtshandlung. 96) Gedruckt im Anhang 50—55 n. 4; diese Ansprache hat sich nur abschrift­lich erhalten in cod. Vat. lat. n. 5994, fol. 8r—9r; sowie in Firenze, Biblioteca Nazionale Centrale, Fondo Magliabecchiano cl. VI, cod. 134, fol. lr—2r; bzw. fol. 28r—29r; beide Handschriften stammen allerdings erst aus dem XV. Jahr­hundert. Über die vatikanische Handschrift vgl. Luigi Fumi, Cose Reatine nell’Archivio Segreto e nella Biblioteca dei Vaticano (Bollettino della R. Depu- tazione di Storia Patria per 1’Umbria 7, 1901) 516—527.

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