Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

30 Alfred A. Strnad Anjou jetzt von selbst mit einem derart weitgehenden Vorschlag an Urban V. herantrat, so ist es gewiß, daß Kaiser Karl IV. den Bedin­gungen, die Ungarn im Jahre 1361 gestellt hatte, zugestimmt und sich bereit erklärt hatte, Ludwig in Italien freie Hand lassen zu wollen. Das großzügige Angebot des Königs blieb allerdings ohne Folgen, denn in Italien hatte man die ungarischen Reiter in allzu schlimmer Erinne­rung, so daß der Papst höflich, aber bestimmt ablehnte 77 78). Hierauf eilte Kaiser Karl nach Krakau, um dort am Pfingstsonntag, den 21. Mai seine Vermählung mit der jugendlichen Prinzessin Elisabeth von Pommern festlich zu begehen7S). Herzog Rudolf von Österreich begab sich aber nach Wien, wo kurz darauf der Abgesandte des Papstes eintraf. Am 25. Mai 1363 begegnet der Bischof von Volterra unter den Zeugen in einer Urkunde des Habsburgers für die Kölner Kaufleute 79). Wie lange der Kirchenfürst sich hier aufgehalten hat, wissen wir leider nicht, doch muß er mindestens acht Tage in der Passauer Diözese geweilt Lj ubic, Monumenta spectantia historiam Slavorum meridionalium 4, Zagrabiae 1874, 65 f. n. 101: ... et quicquid super hiis vestre fuerit intencionis, hoc nobis per venerabilem Iohannem Vaciensis ecclesie ellectum confirmatum, quem hinc ad vos occasione huius destinavimus, vel per alium ydoneum rescribatis. — Das Schreiben ist datiert: Datum in castris prope Zakói (= Za- kola) feria secunda proxima ante festum beate Margarete virginis anno LXIll). 77) S t e i n h e r z, Beziehungen 554, der dazu bemerkt: „Diese ablehnende Haltung des Papstes mochte nicht zum wenigsten darin ihren Grund haben, daß der Kaiser alles that, um Ludwig aus Italien hinaus zu manövriren und sich dem Papst möglichst gefällig zu zeigen“. — Diesem Wettstreit zwischen den beiden Fürsten setzte der Friedensschluß mit Bernabö Visconti vom 3. März 1364 ein vorläufiges Ende. Dazu vgl. außer Cipolla, La storia Scaligera 137—143, n. 34; noch Stephan S t o y, Die politischen Beziehungen zwischen Kai­ser und Pabst in den Jahren 1360—1364 (Diss. Straßburg, Leipzig 1881) Exkurs V; ferner P i r c h a n, Italien und Kaiser Karl IV. 4 f.; und Anm. 28 dieser Studie. 78) Regesta Imperii VIII, n. 3953 a; Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 271 und 23 dieser Studie. 7!)) Theodor Josef Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins 3 (Düsseldorf 1853) 548 n. 648. Rudolf IV. verbriefte damals den Kölner Kaufherren, die seine Länder bereisten, daß sechzehn Stück Kölner Tuch für eine Pferdelast gerechnet werden sollen. Der Bischof von Volterra erscheint an erster Stelle in der stattlichen Zeugenreihe dieser Urkunde: diser sach sind gezeugen die erwirdigen her Peter bischof von Fultran, in grozzen Sachen des heiligen pabst Urbans legat, dann folgen die Bischöfe Paul von Freising, Friedrich von Regensburg, Erzbischof Ortolf von Apamea und Bischof Peter von Marcopolis i. p. sowie zahlreiche weltliche Große. — Am 2. Februar 1363 wurde Corsini auch in Fragen Siziliens und in Angelegenheiten des Stadt­herren von Mailand zu Verhandlungen mit König Ludwig von Ungarn ange­wiesen (vgl. das Schreiben Urbans V. vom 2. Februar 1363 in Reg. Vat. 245, fol 75r_v; gedruckt bei Th ein er, Vetera Monumenta 2, 53 n. XCIV; Regest in Monumenta Vaticana 3, 57 n. 79: „necnon in negotio regni Siciliae, quod adhaerentes Bernabonis de Vicecomitibus, eiusdem Ludovici subditi, impugnare comminant“).

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