Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 31 haben, wie aus dem Zahlungsauftrag an die Geistlichkeit dieses Kirchen- sprengels vom selben Tage hervorgeht80). Im Juni 1363 kam Pietro Corsini dann auch an den Hof des Luxemburgers nach Prag, wo er bereits am 14. Juni eine kaiserliche Gunst für sein Bistum erwirken konnte 81). Höchstwahrscheinlich wird er auch bei der am Sankt Veits-Tag, am 15. Juni 1363, erfolgten Krönung des erst zweijährigen Prinzen Wenzel zum König von Böhmen sowie bei der wenige Tage darauf an der vierten Gemahlin des Kaisers vollzogenen gleichen Zeremonie anwesend gewesen sein, die beide Male von Erzbischof Ernst von Pardubitz in der Prager Domkirche festlich ausgeführt wurde82). Tags darauf erhielt Bischof Pietro erneut einen kaiserlichen Gunsterweis, indem Karl IV. ihn und seine Nachfolger im Bistum Volterra zu Fürsten des Heiligen Römischen Reichs erhob und ihnen das Privileg erteilte, in Stadt- und Diözesan- gebiet sowie in der ganzen Toskana Kriminal- und Zivilsachen wie auch Appellationen, für die ansonsten das kaiserliche Hofgericht zuständig war, zu untersuchen und zu entscheiden. Weiters erhielt der Bischof damals das Vorrecht, im ganzen Römischen Reiche Richter und Notare zu er­nennen und uneheliche Kinder zu legitimieren; ferner durfte er Edle et etiam plebeios habiles zu Rittern schlagen sowie eigene Münzen prägen, während die bischöflichen Familiären im ganzen Reich Angriffs- und Ver­80) Gedruckt in Monumenta Boica XXX/2, Monachii 1835, 254—257, n. CCCLXXVIII. Der Zahlungsauftrag ist in Wien ausgestellt (datum Vienne vestre Pataviensis diocesis, sub sigillo nostro, anno a nativitate domini MoCCC°LXIlI0, indictione prima, die XXV mensis Maii, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri, domini Urbani, pape predicti anno primo); er enthält auch die Vollmachten des Papstes für den Nuntius in Betreff der Forderungen an den Diözesanklerus seiner Aufenthaltsorte. In bezug auf die Diözese Passau heißt es: ... Ideoque vobis et vestrum cuilibet, auctoritate apostolica qua fungimur in hac parte mandamus, quatenus sexaginta quatuor florenorum auri pro octo diebus, quibus transeundo et morando per vestram Pataviensem diocesim fuimus, necnon unum florenum auri notario nostro pro scriptura solvatis nobis infra decem dies, quos vobis et vestrum cuili­bet, pro peremtorio termino, ac monitione canonica, assignamus in loco ubi nos contigerit interessé ... — Vgl. auch Lang, Acta 1/2, 523 n. 730 Note. 81) Der Kaiser bestätigte im Insertionsverfahren sein Privileg vom 23. Mai 1355 für das Bistum Volterra, worin er Pietros Vorgänger, Bischof Filippo, die seiner Kirche gewährten Rechte und Privilegien seiner Vorfahren im Reiche, namentlich die Gerichtsbarkeit und die Regalien in Volterra und an anderen Orten erneuerte (Regesta Imperii VIII, nn. 2134 und 3958; bzw. Mommsen, Analekten 121 n. 290 und 129 n. 315). Vom selben Tag stammt auch eine zweite Privilegienerneuerung Kaiser Karls IV. für Bischof Pietro Corsini (gedruckt bei Lorenzo Aulo C e c i n a, Notizie istoriche della Cittä di Volterra. Pisa 1758, 146 f.; Regest bei Mommsen, Analekten 120 n. 288). 82) Regesta Imperii VIII, n. 3958 a; Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 271. Nach späteren Chronisten hatte sich der kanonistisch wie theologisch hoch­gebildete Erzbischof lange geweigert, das leere Spiel der Krönung eines Kindes mitzumachen, doch schließlich dem Drängen Karls IV. nachgegeben.

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