Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 23 um die Hand der Prinzessin Elisabeth von Pommern, einer Enkelin Kasimirs von Polen, und sicherte sich auf diese Weise dessen Freundschaft. Denn der Polenkönig ging sogleich, hocherfreut über diesen für ihn äußerst schmeichelhaften Antrag des Kaisers, auf das Ansinnen ein, und bereits im nächsten Jahre konnte zu Krakau die Vermählung des sieben­undvierzig Jahre zählenden Luxemburgers mit der erst sechzehnjährigen Tochter Herzog Bogislaws V. von Pommern-Wolgast gefeiert werden 60). Es war nur natürlich, daß Kasimir nun alles daransetzte, um zwischen seinem Neffen und dem Reichsoberhaupt einen Friedensschluß zu er­reichen. Allein der Anjou zürnte dem Kaiser noch zu sehr, als daß er so leicht dafür hätte gewonnen werden können. Auch die eifrigen Bemühungen Rudolfs IV., für den der enge Anschluß an Ungarn geradezu eine Lebensfrage geworden war und der deshalb immer wieder im anti­luxemburgischen Sinne auf Ludwig einzuwirken trachtete, werden diesen gegenüber derartigen Vorschlägen taub gemacht haben. Da griff mit einem Male die päpstliche Kurie in die Streitigkeiten ein; am 24. Januar 1363 betraute Papst Urban V. den Bischof von Volterra, Pietro Corsini, mit der schwierigen Mission, in den Streit zwischen Kaiser Karl IV. und Markgraf Johann von Mähren einerseits und König Ludwig von Ungarn und Herzog Rudolf IV. von Österreich andererseits einzugreifen und einen Vergleich herbeizuführen61). Gleichzeitig er­mahnte der Papst die Fürsten, seinem Gesandten Glauben zu schenken, und forderte die ihnen nahestehenden Persönlichkeiten auf, für eine baldige Beilegung der Auseinandersetzungen einzutreten62). Auch an e») Wer uns ky, Geschichte Karls IV. 3, 271; Steinherz, Beziehun­gen 552. Die Hochzeit fand im Beisein zahlreicher geistlicher und weltlicher Großer zu Pfingsten (21. Mai) in Krakau statt (vgl. darüber Regesta Imperii VIII, n. 3958 a; bzw. Steinherz, Beziehungen 609 f. Excurs 3). — Elisabeth stammte aus der Ehe des Herzogs von Pommern mit Elisabeth, einer Tochter König Kasimirs von Polen. Sie war 1345 geboren und starb erst am 14. Februar 1393, fünfzehn Jahre nach ihrem Mann. 61) Das diesbezügliche Schreiben findet sich im Archivio Segreto Vaticano, Reg. Vat. 245, folg. 69r—70r; mehrfach gedruckt bei Augustinus Theiner, Vetera Monumenta historica Hungáriám Sacram illustrantia 2 (Romae 1860) 50 f. n. LXXXVIII; Monumenta Hungáriáé historica. Acta Extera 2 (Budapest 1875) 592 ff. n. 431; sowie Monumenta Vaticana res gestas Bohemicas illustrantia 3, 52 ff. n. 72. Ein Kurzregest findet sich in Regesta Imperii VIII, Päpste n. 88. 62) Vom gleichen Tage stammen die päpstlichen Briefe an Kaiser Karl IV. (Reg. Vat. 245, fol. 70r—71r; gedruckt in Monumenta Vaticana 3, 54 f. n. 73), an König Ludwig von Ungarn (ebd. fol. 71r; gedruckt bei Theiner, Vetera Monumenta 2, 51 n. LXXXIX; bzw. Monumenta Hungáriáé historica. Acta Extera 2, 612 f. n. 449), an Herzog Rudolf IV. von Österreich (ebd. fol. 71r; gedruckt bei T h e i n e r, Vetera Monumenta 2, 51 n. LXXXX; und im Anhang 49 n. 1; erwähnt in Monumenta Vaticana 3, 55 zu n. 74), an Markgraf Johann von Mähren (ebd. fol. 71r—v; Regest in Monumenta Vaticana 3, 55 n. 74), an Königin Elisabeth von Ungarn, die Gemahlin Ludwigs (ebd. fol. 71v; gedruckt

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