Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

22 Alfred A. Strnad Auseinandersetzung kam es 1362 nicht mehr. Dennoch blieb die allge­meine Lage ausgesprochen angespannt und König Ludwig erneuerte mit Herzog Rudolf gegen Jahresende das alte Bündnis gegen Karl IV., das die Bereinigung aller Streitsachen zwischen beiden Ländern bis ans Ende des Krieges gegen den Kaiser verschob. Auch dürfte damals Elisabeth, die Nichte des Anjou, bisherige Braut Jodoks, des erstgeborenen Sohnes des Markgrafen Johann von Mähren, mit dem jüngeren Bruder des Habsburgers, mit Herzog Albrecht (III.), verlobt worden sein58 *). Eine gegenseitige Erbverbrüderung zwischen den Häusern Anjou und Habsburg besiegelte zu Jahresende 1362 die neugefestigte österreichisch-ungarische Freundschaft. Die Geschicklichkeit des schlauen Luxemburgers und sein schon oftmals erprobtes Glück halfen ihm auch diesmal aus der schwierigen Lage, in der er sich befand. Am 11. Juli 1362 war seine dritte Gemahlin, Anna von Schweidnitz-Jauer, verstorben und der Kaiser vollführte jetzt ein ähnliches Meisterstück, wie es ihm schon 1349 gelungen war 69). Er warb Kaiser wegen Begünstigung seines Sohnes Friedrich, der mit dem Vater wegen der Morgengabe seiner Gemahlin zerfallen war. Am 31. Juli schlossen die beiden Fürsten zu Passau ein Bündnis, das gegen jeden Feind, also auch gegen das Reichsoberhaupt gerichtet war; ausgenommen waren von Seiten Stephans sämtliche Wittelsbacher, von Seiten Rudolfs IV. die Könige von Ungarn und Polen, Herzog Meinhard, der Erzbischof von Salzburg und der Bischof von Passau (Regesta Imperii VIII, Reichssachen nn. 378 f.). 58) Der Vertrag zwischen Österreich und Ungarn findet sich gedruckt bei Steyerer col. 338. — Elisabeth, eine Tochter von Ludwigs früh ver­storbenem Bruder Stephan, galt im Augenblick als die präsumptive Thron­erbin, da König Ludwig von Anjou noch immer kinderlos war. Damals kur­sierte in Italien das Gerücht, der König wolle seine Gattin wegen Unfruchtbar­keit verstoßen, ... sentendosi in istato da non potere portare figliuoli (Cronica das Matteo Villani lib. X, cap. XII, ed. Gherardi Dragomanni 2, 315). — Schon 1356 hatte sich Kaiser Karl IV., der in diesen Dingen wahre Meister­stücke bewirkte, bemüht, Elisabeth mit seinem Neffen Jodok, einem Sohne des Markgrafen Johann von Mähren zu verloben (vgl. darüber die Erneuerungs­urkunde vom 2. Februar 1361 bei Vincenz B r a n d 1, Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae 9, Brünn 1875, 165 ff. n. 231 bzw. Steinherz, Beziehun­gen [Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 8, 1887] 245). Nun sollte der jüngere Habsburger, Herzog Albrecht III., die ungarische Thronerbin ehelichen (vgl. darüber außer Steinherz, Beziehungen 552; Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 265f.; zuletzt Alfred Strnad, Herzog Albrecht III. von Österreich 1365—1395. Ein Beitrag zur Geschichte Österreichs im späteren Mittelalter. Diss. masch., Wien 1961, 40 f.). Allein auch dieses Ehe­projekt zerschlug sich genau so wie dasjenige Karls IV., Elisabeth mit seinem Ältesten, König Wenzel von Böhmen, zu vermählen, und die Prinzessin wurde 1370 Gattin des Titularkaisers von Byzanz, Philipp von Tarent, eines Ver­wandten König Ludwigs von Ungarn (siehe Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 331 ff.; S t r n a d, Herzog Albrecht III. 45 ff.). 59) Damals hatte er durch seine Heirat mit Anna von der Pfalz die Ver­bindung der ihm feindlich gegenüberstehenden Wittelsbacher gesprengt (vgl. Werunsky, Geschichte Karls IV. 2/1, Innsbruck 1882, 161—165).

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