Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

14 Alfred A. Strnad und des Bischofs von Olmütz, in seiner Hauptstadt einen Ausgleich zwischen ihm und dem gefangenen Kirchenfürsten zu erreichen33), trat König Ludwig von Ungarn an Rudolf mit dem Ansinnen heran, das Bündnis mit dem Luxemburger aufzugeben und sich wiederum Ungarn anzuschließen 34). Dafür mag neben dem starken Mißtrauen, mit dem der Anjou das enge Zusammenwirken zwischen Österreich und dem Reichsoberhaupte beobachtete 35), vor allem das deutlich spürbare Inter­3S) Im Dezember 1361 war der Herzog nach Wien zurückgekehrt; am 24. des Monats stiftete er eine ewige Messe, „weil uns der Krieg gegen Aquileia so gelungen, daß wir den Patriarchen hieher gebracht und mit ihm bedingen können, was wir wollen“. Charakteristisch für den stolzen Habsburger ist auch die Datierung einer Urkunde vom 8. Februar 1362: datum et actum Salzburgé octava die mensis Februarii anno nativitatis dominice 1362, ind. 15., etatis nostre anno 23, regiminis verő anno quarto quo devicta terra Foroiulii prevalido exercitu et instauratis viribus Deo propicio ipsam agressi fuimus cum triumpho (Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Salzburger Kammer­bücher 2, 362). Über die Anwesenheit der beiden kaiserlichen Vertreter in Wien vgl. Steinherz, Beziehungen 545. Bischof von Olmütz war damals Johann Ocko von Vlasim, einst Notar und Kaplan Kaiser Karls IV., Domherr von Breslau, Prag und Kanonikus von St. Peter in Mélnik sowie Propst des Aller­heiligenkapitels auf der Prager Burg, der am 23. August 1364 auf das Erz­bistum Prag versetzt und von Urban VI. 18. September 1378 zum Kardinal von Santi Apostoli (Titelkirche des abgesetzten Gegenpapstes Klemens VII., Kardinal Robert von Genf) erhoben wurde, doch schon am 14. Januar 1380 verstarb. 1344 hatte er von Papst Klemens VI. Dispens vom defectus nativitatis (pater eius matrimonium clandestine contraxit) und wegen Verlustes des linken Auges (in quo quedam macula orta fuit et quem quidam medicus Parisius, qui promi­serat, sibi maculam removere de illo, totaliter destruxit) erhalten. Zwei Jahre später war er mit der Prager Pfründe promoviert worden, auf die Kardinal Guido de Boulogne verzichtet hatte (vgl. Eubel 24, 40, 376, 408; Monumenta Vaticana res gestas Bohemicas illustrantia 1, Pragae 1903, 81 n. 144; 197 f. n. 334; 446 f. n. 7421; 751 n. 1455; ferner Antonius Podlaha, Series praepositorum, decanorum, archidiaconorum aliorumque praelatorum et canoni­corum S. Metropolitanae ecclesiae Pragensis a primordiis usque ad praesentia tempora [Editiones archivii et bibliothecae S. F. Metropolitani Capituli Pragensis 10, Pragae 1912] 33 n. 195; und Kurt Pohl, Beiträge zur Geschichte der Bischöfe von Olmütz im Mittelalter. Diss., Breslau 1940, 35—37). — Über das Allerheiligenkapitel auf der Prager Burg, das Herzog Rudolf IV. von Öster­reich bei der Begründung des Kollegiatskapitels von Allerheiligen-St. Stefan in Wien als Vorbild diente, siehe Anton F r i n d, Die Kirchengeschichte Böhmens im Allgemeinen 2 (Prag 1866) 175 f.; Hermann G ö h 1 e r, Das Wiener Kollegial-, nachmals Domkapitel zum hl. Stephan in seiner persönlichen Zusammensetzung in den ersten zwei Jahrhunderten seines Bestandes 1365 bis 1554. (Diss. masch., Wien 1932) 17 ff.; und Strnad, Libertas Ecclesiae 96. 34) S t e i n h e r z, Beziehungen 545 und Werunsky, Geschichte Karls IV. 259 f. — Schon 1359 war zwischen Österreich und Ungarn ein enges Bündnis geschlossen worden, das gegen jedermann mit Ausnahme König Kasimirs von Polen gerichtet war (vgl. den Druck dieser Urkunde bei Antonius Steyerer, Commentarii pro historia Alberti II. ducis Austriae, Lipsiae 1725, 285). 35) Schon am 14. Juni 1361 verpflichteten sich Karl IV. und Johann von Mähren, dem Habsburger gegen jedermann ohne alle Ausnahme beizustehen,

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