Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

12 Alfred A. Sírnád am 8. Mai 1360 der Friedensschluß von Brétigny folgen konnte26), der für wenige Jahre beiden Ländern in ihrem Ringen um die Vorherrschaft eine kurze Atempause brachte. Doch das schwere Zerwürfnis mit Bernabö Visconti, das Urban V. von seinem Vorgänger geerbt hatte und das — ungeachtet aller Verhandlungen — am 3. Mai 1363 zur furchtbaren Ban- nung des Herrn von Mailand führen sollte, bestimmte den Papst an­stelle des pulcrum sermonem in latino 27 28) zunächst mit allem Eifer wider den Visconti das Kreuz predigen zu lassen 2S). Das weitere Friedenswerk des Papstes betraf dann vor allem die Aus­26) Zur politischen Situation im allgemeinen vgl. Franz Hüter, Nieder­gang der Mitte, Aufstieg der Randstaaten Europas im Spätmittelalter (Historia Mundi 6, Bern 1958) bes. 229 ff.; bzw. Edgar de Lanouvelle, Le bienheureux Urbain V et la chrétienté au milieu du XIVe siede (Paris 1929). Über des Papstes Beziehungen zum französischen Königshof vgl. die wichtige Arbeit von Maurice P r o u, Étude sur les relations politiques du pape Urbain V avec les rois de France, Jean II et Charles V, 1362—1370 (Bibliothéque de l’École des Hautes Études 76, Paris 1888). Zum Friedensschluß von Brétigny vgl. 6 Anm. 12. 27) Information 391 n. 49 und II. Vita Urbani V. (ed. Baluzius-Mollat 1, 384) — Über das passagium generale ad terram sanctam et alias partes in­fidelium orientis, das König Johann II. von Frankreich — le plus noble roy des Crestiens — am 31. März 1363 gelobte und das er als Capitaneus generalis der Heerfahrt am 1. März 1365 anzutreten gedachte, vgl. Werunsky, Ge­schichte Karls IV. 3, 285 und Ernst H e n n i g, Die päpstlichen Zehnten aus Deutschland im Zeitalter des Avignonesischen Papsttums und während des großen Schismas (Halle 1909) 35. Dort findet sich Näheres über den Kreuz­zugszehnten, den letzten, der noch vorwiegend ad recuperationem terre sancte bestimmt war. 28) Über die Bannung Bernabö Viscontis vgl. Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 280 f. Zu den Beziehungen zwischen Papsttum und Visconti vgl. die Studie von Giacinto Romano, La guerra tra i Visconti e la Chiesa 1360—1376 (Bollettino della Societä Pavese di Storia Patria 3, 1903) 412—437. Erst durch Vermittlung des französischen Königs, des Kanzlers Philipp von Méziéres und des französischen Karmeliten Peter Thomas (vgl. über beide Joachim S m e t, The life of Saint Peter Thomas by Philippe de Méziéres. Textus et studia historica carmelitana 2, Rome 1954) sowie des seit Dezember 1361 im Abendland weilenden König Peters von Zypern gelang es im Mai 1363, den Visconti zu neuerlichen Friedensvorschlägen zu bewegen (vgl. P r o u, Étude 29 und Nicoláe J o r g a, Philippe de Méziéres (1327—1405) et la croisade au XIVe siécle [Bibliothéque de l’École des Hautes Études 110, Paris 1896] 216). Dennoch schwankte der Papst lange Zeit zwischen dem Kar­dinal Albornoz, dem Mann des Schwertes, und dem Kardinal Androin de la Roche, dem Friedensboten (über letzteren vgl. Guy M o 11 a t, Androin de la Roche in: Dictionnaire d’Histoire et de Géographie ecclésiastiques 2, Paris 1914, col. 1770—1773). Schließlich zwang den Papst die Erschöpfung des reichen Bologna und des Kirchenstaates zum Frieden. Zum Friedensschluß vom 3. März 1364 vgl. Carlo C i p o 11 a, La Storia Scaligera secondo i documenti degli Archivi di Modena e di Reggio Emilia (Miscellanea di Storia Veneta, serie II, vol. 9, Venezia 1903) 137 n. 34; sowie Theiner, Codex diplomaticus 2, 411 n. 387; und Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 292—298; bzw. Storia di Milano 5 (Milano 1955) 424 f.

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