Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 11 nach seiner Thronbesteigung, allerorts Friedensschlüsse herbeizuführen und Versöhnung zu stiften. Schon der Umstand, daß er seine Wahlanzeige an Kaiser Karl IV. durch den Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz überreichen ließ, um die üblichen mißbräuchlichen Geldforderungen der Überbringer derartiger Schreiben zu vermeiden, läßt die persönliche Integrität des streng rechtlich denkenden Ordensmannes deutlich werden23), die im Kreise seiner Verehrer höchste Begeisterung auslöste, wie Briefe Francesco Petrarcas24 *) und der Bericht des zum päpstlichen Sekretär ernannten Florentiners Francesco Bruni an die Regierung seiner Vaterstadt zeigen2ä). Allein die Länder des christlichen Abendlandes befanden sich im Augenblicke der Wahl Urbans V. in einem Zustand innerer Aufwühlung und Zerrissenheit als Folge der zahlreichen, nicht endenwollenden kriegerischen Konflikte und Auseinandersetzungen. Zwar war es Papst Inno- cenz VI. in steten niemals ermüdenden Bemühungen gelungen, zwischen den beiden sich heftig befehdenden Großmächten des Westens, zwischen Frankreich und England, zunächst einen Waffenstillstand herbeizuführen, dem nach weiteren, dreijährigen mühevollen Unterhandlungen endlich Arias, La Chiesa e la storia economica del medio evo (Archivio della R. Societä Romana di Storia Patria 29, 1906) 176. 23) Volumus igitur tueque fraternitati precipiendo mandamus, quatinus easdem litteras prefato imperatori ex parte nostra tu personaliter, si commode poteris, alioquin per aliquam discretam personam ecclesiasticam, que ni chil ab eodem imperatore quomodolibet recipiat, studeas celeriter presentare, heißt es in dem Begleitschreiben an den Prager Kirchenfürsten vom 7. November 1362 (Monumenta Vaticana res gestas Bohemicas illustrantia 3, 3 n. 2). — Über den ersten Prager Erzbischof Ernst (Arnost) von Pardubitz, der vierzehn Jahre lang in Bologna und Padua Jurisprudenz studiert hatte und durch die Gunst Karls IV. einen raschen Aufstieg in der kirchlichen Laufbahn seiner Zeit nahm (1338 Domdekan, 1343 Bischof und 1344 1. Metropolit von Prag) vgl. Jan K. V y s k o c i 1, Arnost z Pardubic a jeho doba (Praha 1947) und Eduard Winter, Die europäische Bedeutung des Frühhumanismus in Böhmen (Zeitschrift für deutsche Geistesgeschichte 1, 1935) 233—235; derselbe, Frühhumanismus. Seine Entwicklung in Böhmen und deren europäische Bedeutung für die Kirchenreformbestrebungen im 14. Jahrhundert (Beiträge zur Geschichte des religiösen und wissenschaftlichen Denkens 3, Berlin 1964) passim. 24) Vgl. Petrarcas Lettere senili II, 2 und 3 an Francesco Bruni (ed. Fracassetti 1, 98—114). Dazu auch Antonio Cretoni, II Petrarca e Urbano V (Studi Romani 9, 1961) 629—646. 23) Vom 3. März 1363 (Cronache dei secoli XIII e XIV. Documenti di Storia Italiana 6, 296). — Über Francesco Bruni, den Freund Petrarcas, Pan- dolfo Malatestas und Francescos da Carrara vgl. außer H. Julius Tomaseth, Die Register und Sekretäre Urbans V. und Gregors XI. (Mittheilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 19, 1898) 452—463; Gottfried Opitz, Die Sekretärsexpedition unter Urban V. und Gregor XI. (Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 33, 1944) 167—170.