Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 9 war der eifrige und dabei uneigennützige Mönch sine sui petitione seu etiam procuratione Abt von Saint-Germain d’Auxerre geworden und mußte in den Jahren 1354, 1360, 1361 und 1362 erneut in politischen Aufträgen nach Italien gehen * 1 * * 18), da auch Klemens’VI. Nach­folger, Papst Innocenz VI., die mannigfachen Erfahrungen dieses treff­lichen Sendboten, den er am 2. August 1361 nach Saint-Victor in Marseille versetzt hatte19), nicht missen wollte. Trotzdem blieb des einfachen Ordensmannes Einsicht in die tatsächliche Lage der Dinge und in das stets schwankende Spiel der hohen Politik zeitlebens recht beschränkt und von vorgefaßten Meinungen sowie von nicht realisierbaren Wunsch­ideen getrübt, so daß die vielschichtigen und vielgestaltigen, eigenmäch­tigen Kräfte der Zeit sich alsbald stärker erweisen sollten als des Papstes beste Absicht und sein reinster Wille 20). Schon die Namenswahl ließ die Zeitgenossen wissen, daß sich dieser Papst aus dem Benediktinerorden Urban II., den Papst der ersten Kreuz­fahrt, — übrigens auch einen Franzosen — als Vorbild genommen hatte und mit Eifer daranging, eine unter dem Banner der Kirche stehende Heerfahrt wider die Glaubensfeinde im Osten vorzubereiten. Sollte ihm dieses Werk, um das sich das in den vergangenen Jahrzehnten so mächtig gewordene Papsttum vergebens bemüht hatte, tatsächlich gelingen, so übertrat, von diesem das Bistum Novara und 1339 das Erzbistum Mailand er­hielt, wo er 1349 auch weltlicher Stadtherr wurde, vgl. Alfred A. S t r n a d, Ein habsburgisch-viscontisches Eheprojekt aus dem Jahre 1374 (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 72, 1964) 328. 1S) Vgl. Information 383 u. 20. — Uber diese Sendungen nach Italien vgl. Emil Werunsky, Excerpta ex registris Clementis VI. et Innocentii VI. historiam s. r. imperii sub regimine Karoli IV. illustrantia (Innsbruck 1885) 86 n. 296; 150 n. 517; bzw. derselbe, Geschichte Karls IV. 3 (Innsbruck 1892) 251 und 267; Francesco Filippini, La seconda legazione dei cardinale Albornoz in Italia (Studi Storici 12, Pisa 1903) 303 n. 7; Jean Baptiste M a g n a n, Histoire d’Urbain V et de son siede d’aprés les manuscrits du Vatican (Paris 1862) 116 und 125; bzw. zum Ganzen Marius Chaillan, Le Bienheureux Urbain V 1310—1370 (Paris 1911) 8 ff. — Zu der verschieden überlieferten, doch in keiner der späteren päpstlichen Prozeßbullen erwähnten Mißhandlung päpstlicher Gesandter (darunter angeblich auch des nachmaligen Papstes Ur­ban V.) vgl. Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 279 und 383 (Nachtrag) und Vito Vitale, Bernabö Visconti nella novella e nella cronaca contemporanea (Archivio storico Lombardo serie III, vol. 15, 1901) 270 ff. Dazu vgl. auch die interessanten Hinweise bei P i r c h a n 54, Anm. 15. 19) Vgl. Balmelle 4. — Über die Abtei von Saint-Victor in Marseille vgl. G. A r n a u d d’A g n e 1, L’abbaye de Saint-Victor, ses fortifications du XIIB au XVe siede (Bulletin historique et philosophique du Comité des Travaux Historiques et Scientifiques 1906) 364—378; bzw. derselbe, Les pos­sessions de l’abbaye de Saint-Victor de Marseille dans le Bas-Languedoc (ebd. 1907) 215—243 und Marius C h a i 11 o n, Notes et documents sur Saint-Victor de Marseille (Marseille 1919); bzw. derselbe, La vieille église de Saint-Victor de Marseille et le pape Urbain V (Marseille 1929). so) p i r c h a n 5.

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