Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 7 am 31. Oktober 1342 Doctor decretorum. Nun wirkte er durch etwa zwanzig Jahre als angesehener Kanonist an den Hohen Schulen von Toulouse, Montpellier, Paris und Avignon. Sein Ruf als Lehrer wie auch als geistlicher Richter war so groß, daß er in der Meinung der Zeitgenossen als unus de probioribus et melioribus canonistis mundi galt15) und in den Diözesen Clermont und Uzés nacheinander als Generalvikar waltete. Damals dürfte er mit dem Oberhirten dieser Bistümer, dem angesehenen Pierre d’Aigrefeuille, einem Verwandten des Kardinals von Zaragoza, eine recht innige Freundschaft geschlossen haben, die er auch nach seiner Erhebung auf den päpstlichen Stuhl bewahrte. Denn als im Sommer 1366 das Bistum Mende vakant wurde, übertrug Urban V. diese Würde dem Aigrefeuille, den er schon zwei Jahre darauf, am 17. Oktober 1368, zu sich nach Avignon zog, wo dieser schließlich als Bischof der Stadt nur wenige Monate nach seinem päpstlichen Gönner verstarb 16). Mittlerweile war der spätere Papst auch Prior von Notre-Dame-du Pré in der Diözese von Auxerre geworden und von Papst Klemens VI., der den tatenfrohen Eifer und die bedeutenden Fähigkeiten des sittencontinue servavit, et in quocumque statu fuit, etiam in papatu, et usque ad mortem eius, semper visus est habere et habebat, et portare et portabat habitum monachalem, scilicet cuculam, flocum, vel capam cum scapulari vel scapulare ...(Information 381 n. 13; 382 n. 15; bzw. 385 n. 24). — Zum Ordenskleid der Cluniazenser — Chirac gehörte bekanntlich zu Cluny — vgl. Kassius H a 11 i n- ger, Gorze-Kluny. Studien zu den monastischen Lebensformen und ihren Gegensätzen im Hochmittelalter 2, Rom 1951, 661—734. >5) Information 383 n. 19. — Vgl. auch die Angaben bei Balmelle 3f. Das Doktorat aus Kirchenrecht erwarb er an der Universität von Montpellier. lt!) Vgl. Balmelle 3. — Über Pierre d’Aigrefeuille (auch Grefeuille), dessen Familie aus dem Languedoc stammte, aber schon frühzeitig in den Limousin abgewandert war, vgl. die Studie von Joseph Hyacinthe A Iba nés, Pierre d’Aigrefeuille, évéque d’Avignon et de Mende (Marseille 1877); bzw. derselbe, Nouvelles recherches sur Pierre d’Aigrefeuille (Brive 1892). Er war Benediktiner, Propst von Marc-la-Tour, Abt von Saint-Jean-d’Angely sowie seit 1346 von Chaise-Dieu. Als Günstling Klemens’ VI., dem er eine Anzahl reicher Pfründen zu verdanken hatte, wurde er 19. Februar 1347 Bischof von Tulle und 24. Oktober desselben Jahres von Vabres; 18. Februar 1349 auf den bischöflichen Stuhl von Clermont und 8. Februar 1357 von Innocenz VI. nach Uzes versetzt. Dort war der spätere Papst sein Generalvikar. Pierre d’Aigrefeuille wurde nach Urbans V. Thronbesteigung 11. August 1366 Bischof von Mende und nach der Kardinalspromotion von Urbans Bruder, Anglic de Grimoard, Bischof von Avignon. Dort starb er am 15. Juni 1371 und erhielt seinen Bruder Faydit d’Aigrefeuille, Bischof von Rodez und späteren Kardinal von San Martino ai Monti, zum Nachfolger. Vgl. auch Eubel 124, 192, 342, 505, 511. — Zum Amt des Generalvikars, das erst spät, im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts, zur Ausbildung kam, vgl. die Arbeiten von Edouard Fournier, Les origines du vicaire général (Paris 1922); Le vicaire général au moyen- äge (Paris 1923); bzw. L’Origine du vicaire général et des autres membres de la curie diocésaine (Paris 1940); sowie dazu Franz Ges eher, Offizial und Generalvikar (Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kan. Abt. 17, 1928, 611—635).