Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts

6 Alfred A. Strnad als Sohn des Ritters Guillelmus Grimoardi, Herrn von Grisac, Bellegarde und Montbel, und der Amphélise de Montferrand in den ersten Monaten des Jahres 1310 u) auf Burg Grisac im französischen Kronlande Gévaudan das Licht der Welt erblickt* 12 13). In Montpellier hatte der Zwölfjährige dann die artes liberales studiert, vier Jahre lang in Toulouse Zivilrecht gehört und war hierauf in das Benediktinerpriorat von Chirac eingetreten, dem sein Oheim Vorstand und wo er auch die Priesterweihe empfing la). Der Ordensregel blieb er auch als Papst bis an sein Lebensende treu und trug stets das Ordenskleid der Mönche von Cluny, die knöchellange Skapulierkukulle mit dem kapuzenlosen, faltenreichen, weiten Über­wurf 14). Nach weiteren Studien wurde er zunächst Baccalaureus und Albanés-Chevalier 58). Dort wird auch der 17. Oktober als Todestag des Vaters genannt: Eodem anno (= 1366) die XVII. Octobris, moritur dominus Guillelmus de Grisaco, miles grandaevus, genitor domini papae (II. Vita Ur­bani V. 42). — Urbans V. Kopf von dem in der Stiftskirche zu Saint-Victor in Marseille von Papst Gregor XI. in reichster Gotik errichteten Grabdenk­male, das in der Französischen Revolution zerstört wurde, ist abgebildet bei Max Dvorák, Die Illuminatoren des Johann von Neumarkt (Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 22/2, Wien 1901) 126. Vgl. ferner Eugene Müntz, La statue du papé Urbain V aus Musée d’Avignon (Gazette archéologique 9, 1886) 101—104 sowie Ernest Vincent, Les tombeaux des papes limousins d’Avignon (Bulletin de la Société archéo­logique et historique du Limousin 86, 1956) 287—296. n) Vgl. Marius Balmelle, Urbain V, pape (Bibliographie du Gévaudan, nouvelle série, fase. 2, Mende 1962) 3, doch ist dabei auch an die letzten Monate des Jahres 1309 gedacht worden. 12) Grisac liegt im Gévaudan, das damals französisches Kronland war, während der Limousin und Périgord im Frieden von Brétigny am 8. Mai 1360 an England abgetreten werden mußten. Zu diesem Friedensschluß vgl. zuletzt Pierre Chaplais, Some documents regarding the fulfilment and inter­pretation of the treaty of Brétigny 1361—1369 (Camden Miscellany 19, London 1952) 6 ff.; sowie Léon M i r o t, Manuel de géographie historique de la France (Paris 1929) 132 f. — Zur Streitfrage, ob der Papst ein Gévaudaner oder Li- mousiner war, vgl. neben Balmelle 3f.; besonders S o u c h o n 68, Anm. 2; und zuletzt M. G a d y, Urbain V était-il limousin? (Bulletin de la Société scientifique, historique et archéologique de la Corréze 84, 1962) 62—77. Baluzius-Mollat 2, 491 f. will, daß die Familie nicht im Gévaudan, son­dern im Limousin ansässig gewesen wäre, da der Papst schon von vielen Mit­lebenden für einen Limousiner gehalten wurde. Doch wird dies auf einer Ver­wechslung beruhen, da seine Erwählung vor allem das Werk der Kardinale aus dem Limousin war. Über die Familie Grimoard (Grimaldi) vgl. auch Joseph Hyacinthe Albanés, Recherches sur la famille de Grimoard et sur ses possessions territoriales au XIVe siede (Mende 1866). 13) Das Benediktinerpriorat von Chirac (Diöz. Mende) war vom Kloster Saint-Victor in Marseille abhängig, dem Urban selbst später vorstehen sollte. Vgl. dazu den Bericht der Information 381 n. 12: ... et factus est monachus expresse professus in prioratu conventus conventual! Chiriaci, dicte Mimaten- sis diocesis, et per tempus quod ibi fuit obediens et laudabiliter conversatus fuit, et temporibus congruis ad quattuor minores et alios sacros ordines rite et canonice promotus fuit, usque ad sacerdotium inclusive. 14) Item, quod dictus dominus Urbanus ... honestatem et habitum monachi

Next

/
Thumbnails
Contents