Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 99 auszugeben. Quiros wiederholte seine Ansicht vom vorigen Jahre, eine Erwartung, sie würden beitragen zur Erhöhung der Truppenzahl von 8000 Mann für Katalonien, sei unbegründet. Deshalb hatte er seine Bemühungen wiederholt, damit die General­staaten wenigstens ihre Versprechen betreffend die pfälzischen Rekruten und die Auszahlung der 300 000 Gulden halten sollten. Dem Erzherzog blieb also sonst nichts übrig, als von England Truppen zu erhalten, oder Gelder, um welche in Italien, Frankreich und Deutschland anwerben zu lassen. Zu Marlborough hatte Quiros noch immer volles Vertrauen, doch war es fraglich, ob er im nächsten Parlament die nötige Unterstützung finden würde. Ebenso war es ungewiß, ob die Seemächte die Zahl ihrer Truppen in Flandern vermindern könnten, um Hilfe nach Katalonien zu senden. Quiros erwartete eher, sie würden den Fehler, den sie im vorigen Jahre begangen hatten, noch einmal wiederholen. Heinsius hatte Quiros gebeten, sich am 12. September im Haag ein­zufinden, um ein spanisches Memorandum betreffend einen Feldzug nach Südamerika zu besprechen 13). Darin war erklärt, solch eine kriegerische Nation wie die Franzosen würde durch den Besitz der großen Reichtümer dieses Erdteils zu einer Gefahr für die Freiheit von ganz Europa wer­den u). Aus Nachlässigkeit hatten die Verbündeten diesen am Anfang des Krieges die Möglichkeit gegeben, Cadiz und Andalusien zu besetzen, sodaß sie seit 1706 auch über einen großen Teil von Südamerika ver­fügten und von dort in 16 bis 18 Monaten 38 Millionen Pesos bezogen hatten15). Die Verbindungen zwischen Frankreich und Südamerika mußten unbedingt abgeschnitten werden, da Ludwig XIV. sonst 25 und mehr Jahre Krieg führen könnte. Deshalb sollte schon im Monat August eine starke englische Flotte mit 1200 bis 1700 diziplinierten Soldaten, einflußreichen Spaniern von der Partei des Erzherzogs, Mönchen, vorzüg­lich Leuten, die die Lage in Mexiko und Peru kannten, aus den englischen Häfen absegeln. Diese sollten unter der Bevölkerung Manifeste im Namen des rechtmäßigen Königs Karl III. verteilen. Zu diesen müßte auch ein Bevollmächtigter dieses Monarchen gehören, der in dessen Namen Vizekönige für Peru und Neuspanien ernennen dürfte, die ihrerseits an treue Anhänger des Hauses Österreich die höhern Posten vergeben würden. Die Landung einer Flotte unter spanischem Banner würde alle Bewohner der südamerikanischen Kolonien bewegen, sich für das Wohl und die Freiheit ihrer Heimat für Karl III. als ihren rechtmäßigen König zu entscheiden. In diesem Memorandum waren die Richtlinien für das ganze Unter­nehmen festgelegt; der Autor erwartete mit Sicherheit dessen guten Aus­gang 16). In einem zweiten Memorandum waren Grundsätze für die Ver­waltung und die Propaganda in den südamerikanischen Gebieten aufge­stellt. Im Notfall konnte Erzherzog Karl auch wohl erprobte Einheimische zu Vizekönigen ernennen. Auch die Offiziere müßten an der Propaganda 7*

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