Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

100 Alphonse Sprunck für seine Sache mithelfen. Durch gedruckte Manifeste sollte die Bevölke­rung erfahren, daß es sich nicht um einen Religionskrieg, sondern um einen Machtkrieg handelte, und daß Europa nicht zur Ruhe käme, so­lange ein französischer Prinz einen Teil der spanischen Gebiete be­säße 17). Über die Personen, die erst vor kurzer Zeit aus Südamerika zurückgekehrt waren, mußten genaue Erkundigungen eingezogen werden, sowohl in Rom, wohin sie reisten wegen Prozessen oder zu General­kapiteln, als in Madrid, um ihrer Treue zum Erzherzog sicher zu sein. Von allen Leuten, die aus den überseeischen Gebieten kamen, mußten genaue Erkundigungen eingezogen werden über die Stimmung der Ein­wohner und die Möglichkeit, dort die Franzosen anzugreifen. Von diesen sollten zwei oder drei intelligente Geistliche oder Laien sich zu Quiros begeben, um mit ihm über den Plan eines solchen Unternehmens zu sprechen. Dieser schrieb am 11. Oktober von Brüssel aus dem Erzherzog, er habe im Haag an einigen geheimen Konferenzen mit Heinsius und andern Persönlichkeiten der holländischen Regierung teilgenommen. Der Groß­schatzmeister und der Kanzler von England, sowie einige Mitglieder des Amsterdamer Magistrates waren für einen Feldzug nach Südamerika ein­getreten. Quiros hatte nicht gegen diesen Plan geredet und sich begnügt, zu erklären, man müsse für genügend Lebensmittel aller Art für die Seefahrt sorgen. Vor allem müsse man Erzherzog Karl genaue Kenntnis dieser Vorschläge geben, da dieser auch durch andere Personen Erkundi­gungen über die Ausführung dieses Planes einziehen könne. Auch müßte er gebeten werden, die nötigen Befehle zu geben, Truppen aus allen Teilen seiner Monarchie dafür auszuwählen, sowie die Vizekönige und Generäle für die Verwaltung und das Kommando in den besetzten Städten und Häfen zu ernennen. Lange hatte man in den Sitzungen die Frage debattiert, ob es besser sei, die Franzosen und ihre Anhänger aus Südamerika zu vertreiben, oder größere Anstrengungen für den nächsten Feldzug in Flandern zu machen. Einige Teilnehmer an der Konferenz waren für den ersten Vor­schlag. Schließlich waren aber alle einig geworden mit Quiros über die Punkte, die im zweiten Memorandum erklärt waren. Dieses sollte er dem Erzherzog übermitteln und ihn um möglichst baldige Antwort bitten. Zu dem ganzen Plan hatte er bemerkt, ein Unternehmen gegen Südamerika würde für die Eroberung Spaniens lange Verzögerung und große Ge­fahren mit sich bringen. Wahrscheinlich sei dieser Plan auch unklug und unüberlegt, da Spanien bis jetzt nur durch Nachlässigkeit nicht wieder­erobert worden war. Die Eroberung von Mexiko und Peru hing enge ab von der des Mutterlandes. Von diesem konnten sich die Kolonien nicht trennen; eher zeigten sie Widerwillen dazu 18). Quiros war überzeugt, daß ein Unternehmen gegen Südamerika sehr wichtig wäre, wenn dadurch die Vorbereitungen für einen Angriffskrieg

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