Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

98 Alphonse Sprunck zuliefern, die auch für das Haus Österreich zu schlimmen Folgen geführt hätte. Quiros konnte vorläufig sonst nichts tun, als den Verbündeten klar machen, der Huldigungseid dürfe nicht länger aufgeschoben werden. Durch diesen Aufschub und durch ihre schlechten Minister in der Brüsseler Regierung hatten die Seemächte Gent und Brügge verloren. Marlborough hatte Quiros versprochen, diese Angelegenheiten vor seiner Abreise nach England zu regeln; auch Prinz Eugen hatte schon in diesem Sinne mit dem englischen General geredet. Am 26. September sandten Quiros und Heems aus dem Haag an die Generalstaaten die Abschrift eines Briefes des Erzherzogs, in dem dieser erklärte, nach dem Falle von Tortosa sei er in Gefahr, Katalonien ganz zu verlieren 12). Deshalb baten die beiden die Generalstaaten um die voll­ständige Auszahlung der versprochenen 300 000 Gulden, von denen sie bis jetzt nur 62 000 bezahlt hatten. Die Infanterie- und Kavallerieregi­menter der Generalstaaten in Katalonien, die hohe Verluste erlitten hatten, mußten wieder ergänzt werden. Am 30. Juni hatten diese alles geregelt, was die pfälzischen Rekruten betraf, die von holländischen Schiffen dorthin gebracht werden sollten. Heems und Quiros baten sie, diese Transporte möglichst zu beeilen. Die 300 000 Gulden hatten die Holländer erspart auf Soldaten, die durch die Schlacht bei Almansa auf irgendeine Weise für den Erzherzog verloren gegangen waren. Davon sollten weitere 82 000 schon Mitte Juni ausbezahlt werden. An Sinzendorf und Wratislaw schrieb Quiros am 2. Oktober, die militärische Lage in Flandern sei in Folge der Schwierig­keiten bei der Belagerung von Lille nicht günstig. Viele Mitglieder der Generalstaaten verstanden, daß die Zeit zu Verhandlungen über die Barriereplätze noch nicht gekommen war, und daß es leichtsinnig war, über Festungen zu verhandeln, die noch nicht erobert waren; aber alle waren einig, den Brabantern und Flamändern den Huldigungseid zu ver­bieten, der diesen alle Gründe zur Unzufriedenheit weggenommen hätte. Die Engländer und Holländer regierten im Namen des Erzherzogs, konnten aber ohne den Huldigungseid der Stände von Brabant und Flandern an diesen den Personen, die behaupteten, sie hätten dem Herzog von Anjou Treue geschworen, keine Untreue vorwerfen. Quiros wollte bald nach Brüs­sel zurückkehren, wo seine Anwesenheit wegen der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierung und ihrer Furcht vor einem feindlichen Angriff nötig war. In einem chiffrierten Abschnitt dieses Briefes erklärte er, die Ver­handlungen über einen Angriff auf Südamerika hätten zu dem Resultat geführt, das er gewünscht hatte. Dem Erzherzog übersandte Quiros am selben 2. Oktober eine Abschrift dieses Briefes an Wratislaw und Sinzen­dorf. Zwar hatten die Generalstaaten gute Absichten und gaben auch zu, der spanische Kriegsschauplatz sei wichtig, aber sie behaupteten, es sei un­möglich, weitere Truppen dorthin zu senden und noch mehr Geld dafür

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