Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
94 Alphonse Sprunck wünschte der Erzherzog, die kaiserlichen Truppen, die unter dem Kommando des Prinzen Eugen nach Flandern gekommen waren, sollten dies Land nicht verlassen, um den Holländern jeden Vorwand zu nehmen, dorthin Garnisonen zu legen. Hierüber sollte Quiros mit dem Prinzen Eugen und Marlborough reden. Weder aus dem kaiserlichen Schatz, noch aus Italien konnte der Erzherzog finanzielle Unterstützung erwarten. Am 16. August gab Quiros dem Erzherzog Bericht über die militärische Lage in Flandern. Prinz Eugen hatte die Festung Lille eingeschlossen. Kurfürst August von Sachsen und der Landgraf von Hessen waren vor dieser Stadt angekommen, unter dem Vorwand, sich zu den Truppen von Marlborough und nach Lille zu begeben 5). Quiros hoffte, der Prinz und der englische General hätten den Erzherzog genau unterrichtet über die Gerüchte, die durch die Reise dieser Fürsten entstanden waren. Manche glaubten, der Kurfürst wolle die Seemächte für seine Absicht gewinnen, wieder auf den polnischen Königsthron zu kommen, und er wolle sie bewegen, ihn vielleicht später im Interesse Österreichs in diesem Plan zu unterstützen. In einem weitern chiffrierten Schreiben erklärte Quiros, die Unordnung in der Verwaltung der katholischen Niederlande nehme täglich zu. Trotzdem er selbst sich viel um die Klagen und die Interessen der einheimischen Bevölkerung kümmerte, waren die Schäden, die sie in der Verwaltung der Justiz und in ihrem Handel erlitt, so groß, daß bei längerer Dauer mit ähnlichen Mißerfolgen wie dem Verlust von Gent und Brügge gerechnet werden mußte. Wegen seines geringen Einflusses auf die Verbündeten und die Regierung fühlte sich Quiros sehr entmutigt6). Am 22. August schrieb Quiros dem Erzherzog in einem chiffrierten Brief, nach einem Bericht, den er von Marlborough erhalten hatte, seien Konflikte ausgebrochen zwischen den Delegierten der Seemächte und dem Staatsrat. Ohne diesen entschuldigen zu wollen, erklärte er, die Delegierten hätten zu sehr Partei ergriffen für die Herzogin von Arschot im Konflikt mit ihrem Sohne. Sie wollten dadurch den Staatsrat zwingen, bestimmte Dekrete und Verfügungen abzuändern. Persönliche Interessen hatten sich mit dem regelrechten Verlauf der Justiz verwickelt, die Uneinigkeit wegen dieses Familienstreites hatte sich auch ausgedehnt auf Fälle, in denen die Delegierten mit dem Staatsrat einig sein mußten. Aber die lange Dauer dieser schwierigen Lage hatte schon viele ermüdet, sodaß sie gewillt waren, Vorschläge von Quiros anzunehmen. Er wollte sich ins Quartier von Marlborough begeben, um Hilfe für Katalonien zu erlangen, trotzdem er von diesem kaum mehr als guten Willen erwarten konnte. Am 25. August befahl der Erzherzog Quiros, dafür zu sorgen, daß der Streit zwischen der Herzogin von Arschot und ihrem Sohne sobald als möglich gerichtlich geregelt würde; seinem Kammerherrn und General durfte Gerechtigkeit nicht verweigert werden in einem Streit, um den