Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

226 Richard Blaas dung auf der Werft von Chioggia, wohin die Augusta zur Ausbesserung ihrer Schäden gebracht werden mußte, leider noch vermehrt worden war. Viele Gebinde an Glaswaren und Papier waren zu Bruch gegangen, durch falsche Verteilung der Ladung auf dem Schiff waren weitere Bestände dem Verderben preisgegeben worden. Leinwänden und Papierkisten hatte man auf den Grund des Schiffes gesetzt, wo sich immer Wasser ansammelt, während man Glas- und Eisenwaren auf den trockenen Seiten stapelte. Wie bei Kriegsschiffen unvermeidlich, drang durch die Luken Wasser ein, mehrere der Leinwandkisten lagen so durch fünf Monate und in dem heißen Gibraltar mehrere Zoll tief im Wasser, die verfaulenden Stroh- und Überzugemballagen gerieten in Gärung, wodurch auch die sonst trockene, aber hygroskopische Ware verdorben wurde. „Alle Papierkisten“, konsta­tierte Herr Weber, „waren zersprengt, so zog die Waare den faulen Dunst an sich, wodurch besonders das Papier an Güte sehr verloren hat. Den Belauf des Schadens kann ich noch nicht bestimmen, indessen bedaure ich weniger den bedeutenden Verlust an Kapital als mir der Umstand unan­genehm ist, eine Mustersendung österreichischer Manufakturen in so trau­rigem Zustand vorzeigen zu müssen, auch wird dadurch ein richtiges Urteil über die Frage, welche Gattung von Leinwänden in der Folge am besten hieher convenieren dürfte, sehr erschwert“ 47). Den wenigen heilgeblie­benen Kisten und Ballen drohte noch bei der Entladung Gefahr, denn der Hafen von Rio de Janeiro besaß damals, wie Weber warnend nach Triest berichtete, keinerlei mechanische Entladevorrichtungen. Die Schiffe wur­den nur von Negern entladen, die große Kisten und Fässer, wenn sie ihnen zu schwer waren, einfach fallen ließen48). So stand Herr Weber, nachdem er endlich alle Waren ausgeladen hatte und mit dem Verkauf beginnen mußte, vor keiner beneidenswerten Aufgabe und dieser erste mit soviel Hoffnungen gestartete Handelsversuch war beinahe schon gescheitert, bevor er sich hätte bewähren können. Den Handel in Brasilien beherrschten zu dieser Zeit die Engländer, die 47) Gleich nach seiner Ankunft in Rio de Janeiro hatte Weber an sein Handlungshaus in Triest berichtet: „die Nachrichten, welche Herr Ebertz — (Webers Mitarbeiter, der auf der Augusta die Fahrt mitgemacht hatte) — mit­bringt, lassen mich fürchten, daß ich mich auch bei denen auf der Augusta befindlichen Waren auf ziemliche Havarien gefaßt machen darf; überhaupt habe ich längst eingesehen, daß die Frachterspamis auf Kriegsschiffen kein großer Vorteil für Kaufleute sein kann, indem die Waren niemals unbeschädigt ankommen . .. die Papierkisten sind beinahe alle auseinander gegangen und der Inhalt ist naß, auch die Glaskisten scheppern stark und ich fürchte, es wird nicht wenig zu Bruch gegangen sein ... ein Fortepiano ist beim Ausladen abge­stürzt ... auch die Waffen sind alle rostig, sie waren in Papier eingewickelt und dieses war ganz vermodert. — HKA, Kom.-Präs. rote Nr. 1248, ZI. 1128 ddo. 19. II. 1818 mit Brief des Weber vom 9.—14. November 1817 aus Rio de Janeiro. 48) H. Weber hatte anfang Dezember der kaiserlichen Botschaft ein aus­führliches Promemoria über seine ersten Eindrücke im Brasilienhandel über­reicht. Es bildete die Grundlage für den Bericht Neveu’s vom 6. Dez. 1817 und ist in vollem Wortlaut diesem Bericht beigelegt.

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