Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

RAINER, Emil: Der Abenteurer Sardan

Miszellen 529 Auch in den spanischen Vereinbarungen kommt kein militärischer Operationsplan vor, wahrscheinlich weil der holländische Vertrag am 15. Juli abgelaufen war. Vergeblich bemühte sich Sardan um eine Frist­erstreckung, wobei er Sorge trug, daß Wilhelm III. nicht erfahre, daß er hinter seinem Rücken gehandelt hatte. Als er sich an Don Manuel de Lira, der seit 1671 spanischer Gesandter im Haag war, um Intervention beim Prinzen wandte, schärfte er ihm ein, nichts vom Geheimvertrage zu erwähnen. Die Erfolglosigkeit der Bemühungen um Vertragsverlängerung schrieb er wiederum dem Sekretär Pierre du Moulin des Prinzen zu: „Ce petit brouillon m’ayant impudemment proposé quelque chose que mon honneur fit fierement rejeter, par r essent imént de cela, ce petit hőmmé qui a Poreille de son maitre ... a rompu toutes les mesures que j'ai pu prendre pour faire renouveler le délai dudit traité avec son Altesse d’Orange“ ls). Nun wissen wir, besonders durch K. H. D. Haley, der sich eingehend mit du Moulin befaßte, daß dieser durchaus nicht der unbe­deutende Intrigant war, als den ihn Sadrans Groll malte. Auch der Holländer Wagenaar stellte ihm ein vorzügliches Zeugnis aus* 19). Du Moulin war in Frankreich geboren, trat in England in die Dienste Ar- lingtons, der die Heirat des Prinzen von Oranien mit Maria, der ältesten Tochter des Herzogs von York, angebahnt hatte20), und kam im August 1672 nach Holland, wo er sich Ansehen und Einfluß erwarb. Anfangs 1676 wurde er zum Gouverneur von Surinam ernannt und bekam eine Pension von 1600 Gulden, starb aber an Schwindsucht, bevor er die Reise zu seinem neuen Amtssitz antreten konnte. Sardan widersprach selbst seinen haßvollen Anschuldigungen, denn er hatte du Moulin in einem Briefe vom 3. April 1675 seiner Freundschaft und Dankbarkeit ver­sichert 21). Sardan hätte unbesorgt sein können; wenn auch Wilhelm III. den Vertrag nicht verlängerte, zog er sich von ihm nicht zurück und beließ Riomal in Genua. Allerdings trat er ebensowenig wie der spanische Hof an den Kaiser wegen Unterstützung der Aufständischen heran. Sardan mußte bald erkennen, daß er zu optimistisch gewesen war. Die Bewachung der Pyrenäenpässe machte es ihm unmöglich, nach Frankreich zu gehen, und er konnte nur unter Schwierigkeiten durch Mittelsmänner mit den Verschwörern jenseits der Grenze in Verbindung treten. Auch der Miß­erfolg Tromps und die Gefangennahme Rohans hätten ihn nachdenklich machen müssen. Schließlich scheint der von ihm erwählte Truppen­kommandant Bernard d’Audijois kein militärisches Genie gewesen zu sein. In den französischen Archiven findet sich nichts über sein früheres Leben und wir wissen nicht, ob er bei einer Truppe gedient hatte. Auch in holländischen und spanischen Dokumenten tritt er in keiner Weise hervor, und zum Unterschiede von Sardan, der auch viel später noch die i«) Siehe Anmerkung 1, Beilage D. 19) K. H. D. Haley, William of Orange and the English Opposition 1672—-74. Oxford 1953. J. Wagenaar, Vaderlandsche Historie, Amsterdam 1756, Band XIV, S. 342. 20) J. B. Weiß, Weltgeschichte. Graz 1898, Band X, Seite 312. 21) Krämer a. a. 0., deel VII 1893, Seiten 52 und 74. T.itteilungen, Band 17/18 34

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