Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

88 Alphonse Sprunck Ludwigs XIV. würde Frankreich in drei bis vier Jahren auch Neapel, Sizilien und die katholischen Niederlande besitzen13). Da aber Öster­reich augenblicklich in schlechter Lage war, fanden die Franzosen auch in den verbündeten Ländern Freunde, die für einen sofortigen Friedens­schluß eintraten. In einem Schreiben vom 28. September hatte Wratislaw Quiros mit­geteilt, weder er selbst, noch Zinzendorf könnten nach dem Haag kom­men, um dort an Besprechungen über den nächsten Feldzug teilzunehmen; ihre Abwesenheit konnte aber für Österreich sehr nachteilige Folgen haben. Zinzerling hatte sich Anfang Oktober nach Düsseldorf zum Kur­fürsten von der Pfalz begeben, um ihm die schriftlichen Abmachungen der Seemächte zu übermitteln. Diese betrafen die Absendung von Trup­pen aus Italien nach Spanien; der Kurfürst hatte seinen Befehl dazu schon gegeben. Quiros erklärte offen, von Subsidien der Holländer, sogar für die kaiserlichen Truppen in Deutschland, könne keine Bede mehr gehen, so lange der Kaiser erklärte, ohne ihre Unterstützung könne er keine Hilfe nach Spanien senden. Die Generalstaaten beklagten sich, alle finanziellen Lasten des Krieges lägen auf ihnen. Marlborough hatte Quiros gesagt, weder die Königin noch er selbst könnten das Parlament bewegen, weitere Geldsummen für militärische Operationen in Spanien zu bewil­ligen, wenn der Kaiser hierfür keine außergewöhnlichen Anstrengungen unternähme. Um die Verbündeten nicht zu entmutigen und einen ungünstigen Frie­densschluß zu vermeiden, dürfe der Monarch vor solchen nicht zurück­schrecken. Falls er nicht für den Unterhalt seiner eigenen Truppen auf- kommen könne, solle der Kaiser um keine Gelder bitten für die, die nach Spanien geschickt werden sollten, wohl aber auf geheimem Wege sich mit seinem Bruder einigen über die Verwendung der Subsidien, die Eng­land zahlen würde. In einem Brief vom 28. September an Marlborough hatte Wratislaw von einem Verteidigungskrieg in Spanien gesprochen. Quiros bat ihn inständig, nicht mehr davon zu reden, da die Seemächte die Sache anders auffaßten; sie mutmaßten oder glaubten vielleicht sogar, für die Wiener Minister sei die Eroberung der spanischen Besitzungen in Italien dringender, als die Spaniens selbst. Eine Abschrift dieses Briefes sandte Quiros am 20. Oktober an den Erzherzog mit der Bemerkung, daß er sehr besorgt sei wegen der Unzu­friedenheit der Holländer über die Art, wie Marlborough die Stellen in den südlichen Niederlanden verteilt hatte. Um Schwierigkeiten solcher Art durfte Quiros sich nicht kümmern. Die Brabanter Stände hatten ihm erklärt, in Folge der Ausschreitungen der verbündeten Truppen und uner­warteter Ausgaben könnten sie die Kosten für den Unterhalt der kleinen Zahl österreichischer Truppen in ihrem Lande nicht länger übernehmen. An Wratislaw und Sinzendorf schrieb Quiros am 17. Oktober in teil­weise chiffrierten Briefen, Marlborough habe ihn am 15. vor seiner Ab­

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