Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 89 reise nach Deutschland nach Mecheln bestellt. Auf seine Erklärungen betreffend die Notwendigkeit, Verstärkungen nach Katalonien zu senden, hatte Marlborough eine günstige Antwort gegeben, aber dazu bemerkt, es sei Sache des Parlamentes, die dazu nötigen Truppen und Gelder zu bewilligen, und auch benachrichtigt zu werden, daß Prinz Eugen nach Spanien gesandt würde, und daß andere Maßnahmen getroffen würden. Dies sollte Quiros nach Wien schreiben und auch, daß Marlborough deut­schen Reichsfürsten solche Erklärungen geben würde. Quiros hatte dem englischen General geantwortet, er habe schon mehrmals darüber nach Wien geschrieben; es sei unbedingt notwendig, im April in Spanien zum Angriff überzugehen, um die Franzosen zu verhindern, Truppen aus Deutschland dorthin zu senden. Ferner hatte Quiros Marlborough wiederholt, man müsse in geschickter Weise dem König von Preußen und andern Reichsfürsten zu verstehen geben, daß eine Verstärkung der holländischen Machtstellung, wie sie von den Generalstaaten auf Kosten des Erzherzogs angestrebt wurde, nicht in ihrem Interesse war. Durch den Erwerb der von ihnen geforderten Barriereplätze würden die Holländer in den südlichen Niederlanden die tatsächliche Regierungsgewalt auch nach Friedensschluß weiter ausüben. Besonders wegen der Quartiere der verbündeten Truppen verursachte ihre vorläufige Verwaltung in diesen Provinzen große Unordnung, so lange die Generalstaaten sich nicht hierum kümmerten14). Diese tadelten Marl­borough sehr scharf, daß er nicht für Ordnung gesorgt hatte, trotz den Erklärungen von Quiros, für den Unterhalt der wenigen kaiserlichen Truppen seien keine Mittel im Lande. Die Landstände von Brabant und Flandern, die schon vorher so vieles erduldet hatten, waren so ärgerlich, daß sie sich an Frankreich wenden, oder auch andere Pläne erwägen konnten. Sie wünschten den Schutz des Erzherzogs, dem sie zugetan waren, zumal da die Verbündeten die Ver­sprechen, die sie bei der Einnahme dieser Provinzen mündlich und schriftlich gegeben hatten, gar nicht hielten und die Bevölkerung bedrück­ten. Quiros konnte ohne Selbstlob offen sagen, daß diese in ihn Vertrauen hatte, ohne daß er ihr aber helfen konnte, wie im vorigen Krieg, als König Wilhelm von Oranien die Armee befehligte15). Um nicht Zeuge dieser Ausschreitungen zu sein, gegenüber denen er hilflos war, wollte er sich zurückziehen, jedenfalls so wenig als möglich in Brüssel verweilen, um so der Bevölkerung zu zeigen, daß er aus Rücksicht auf die gemeinsame Sache der Verbündeten ihnen nicht helfen könne. Am liebsten hätte Quiros den beiden Ministern mündliche Erklärungen abgegeben. Sorge machte ihm auch der Ärger, den die Holländer über Marlborough empfanden. Sollte daraus ein Streit zwischen den beiden Seemächten ent­stehen, so könnten die Holländer in eine Teilung der spanischen Monar­chie einwilligen. Deshalb mußten in Italien Anstrengungen zur Eroberung von Sizilien und Sardinien gemacht werden; in dem Fall wären die Ver-

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