Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 85 dein, wenn er im Besitz der ganzen Monarchie Karl II. war; vorläufig mußte er sich ihren Forderungen energisch widersetzen. In England, dem einzigen Staate, von dem Erzherzog Karl Unterstützung gegen die Hol­länder erwarten konnte, war man ebenfalls der Ansicht, die Verhandlun­gen mit ihnen müßten noch aufgeschoben werden. Mit Marlborough hatte Quiros sich geeinigt, Zinzerling sollte mit Heinsius über den Huldigungs­eid und über die Besetzung der Bistümer reden, um dessen Ansicht zu erforschen; auf Fragen betreffend die Barriereplätze sollte er antworten, man müsse zuerst Eroberungen in den südlichen Niederlanden und in Frankreich abwarten. Quiros hoffte, mit Marlborough noch mehrere Unter­redungen über diese Fragen vor dessen Abreise nach England zu haben, ohne daß er aber eine bestimmte Entscheidung von ihm erwartete. Auf diesen Brief des Erzherzogs antwortete Quiros am 14. Oktober, er habe schon vor zwei Monaten von Paris und von anderwärts Meldungen über die Angriffspläne der Franzosen in Spanien erhalten und sie den Verbündeten mitgeteilt. Aber diese hatten seine Ratschläge abgelehnt, während man sich in Wien damit geschmeichelt hatte, die Franzosen wür­den Lerida nicht angreifen. Jetzt, da es zu spät war, erwartete man mit größter Sorge den Ausgang des Angriffs auf diese wichtige Festung, deren Garnison nur aus 2000 Mann bestand. Quiros hoffte jedoch, die pfäl­zischen Truppen wären schon eingeschifft, da er und Marlborough den Kurfürsten an die 5. Bedingung seines Bündnisvertrages erinnert hatten; von diesem Dokument legte er eine Abschrift bei. Er hoffte auch, Prinz Eugen hätte schon, ohne die Befehle des Wiener Hofes oder der Verbün­deten abzuwarten, Truppen von Italien abgesandt, die von diesen bezahlt wurden. Schon bevor er vom Erzherzog Anweisungen erhalten hatte, hatte Quiros mit den Vertretern der Seemächte über die Entsendung von Trup­pen nach Portugal geredet, um dieses Königreich vor einem Einfall der Franzosen zu schützen; dabei hatte er aber immer betont, die größten Anstrengungen müßten in Katalonien gemacht werden, wo auch der Feind am tätigsten vorging. Es galt, die treuen Katalonier zu schützen, zumal da Valencia am leichtesten wieder erobert werden konnte, und diese die Truppen des Erzherzogs mit Fuhrwerk für die Artillerie und Lebensmit­teln unterstützen würden7). Am 28. September schrieb Quiros dem Erzherzog, Zinzerling habe ihm von London gemeldet, er müsse nach Holland kommen, da er keine Mög­lichkeit hatte, von England aus direkt nach Barcelona zu reisen. Quiros hatte ihm geschrieben, in dem Falle nach Brüssel zu kommen, damit er durch ihn dem Erzherzog genauen Bericht erstatten könne über die schlimme Lage in den katholischen Niederlanden, gegen die weder dieser selbst, noch die kaiserlichen Minister etwas ausrichten konnten, da es allen an Autorität fehlte. Zwar hatte Zinzerling viel über die Zustände in diesen Provinzen gehört und gelesen, aber von Vorschlägen, die auf

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