Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

86 Alphonse Sprunck derartigen Kenntnissen beruhten, konnte keiner durchgeführt werden. Quiros wollte Erzherzog Karl darüber genauere Mitteilungen machen, viel­leicht durch eine Person, die in den südlichen Niederlanden wohnte und über die Zustände daselbst und den Charakter der Bevölkerung gut Be­scheid wußte 8). Am 8. Oktober sandte der Erzherzog an Quiros ein Memorandum, das ihm der Vertreter des Königs von Preußen überreicht hatte. Dieser wollte im Besitz der Stadt und Provinz Geldern bleiben, die vorläufig von sei­nen Truppen besetzt war, trotzdem er wußte, daß er kein Recht darauf hatte. Der Erzherzog war sicher, daß die Generalstaaten mit dieser Ab­sicht nicht einverstanden waren, da sie ihm darüber geschrieben hatten. Dem kaiserlichen Residenten in Holland hatte er die nötigen Anweisun­gen gegeben; die Antwort an die Generalstaaten legte er seinem Schrei­ben bei. Über die Schwierigkeiten und die Verhandlungen zwischen König Karl II. und dem König von Preußen wußte der Erzherzog nichts genaues 9L Deshalb sollte ihm Quiros darüber Auskünfte geben und ihm auch seine Ansicht mitteilen. Der Erzherzog war bereit, alle Schulden zu zahlen, die seine Vorgänger in den katholischen Niederlanden gemacht hatte, ohne jedoch Gebiete davon abzutreten. In Wien waren die Minister nicht einig, ob der Krieg in Spanien sollte offensiv oder defensiv geführt werden. Einige von ihnen traten ausschließlich ein für die Verteidigung und hatten in diesem Sinne auch Einfluß auf die Engländer und Holländer ausgeübt. Von einem Brief, den Erzherzog Karl nach Wien geschrieben hatte, legte er Quiros eine Abschrift bei. Er hoffte, auch die Seemächte würden aus Rücksicht auf die gemeinsame Sache seine Absichten in Spanien unterstützen und der Wiener Hof würde dem Grafen Zinzendorf, wenn er nach Flandern und Holland käme, Anweisungen hierüber mitgeben. Auch Quiros sollte Marlborough und die übrigen Minister der Verbündeten überzeugen, daß der Krieg nur durch eine Offensive in Spanien beendigt werden könne. Für den Fall des Todes des Gouverneurs der Zitadelle von Antwerpen Don Luis de Borja, Marquis von Tarazena, sollte Marlborough einen andern Spanier von erprobten Fähigkeiten auf diesem Posten ernennen. Sollte es an einem solchen fehlen, müßte Quiros dieses Amt vorläufig übernehmen, und den Vertretern Hollands erklären, es handele sich vor allem darum, die geheimen Papiere im Archiv sicherzustellen. Falls die Holländer nicht einverstanden wären, sollte Quiros sie provisorisch einem Deutschen anver­trauen, der sie später einem Spanier überlassen müßte. Am 21. August hatte Erzherzog Karl Quiros beauftragt, Verhandlun­gen mit englischen und holländischen Lieferanten aufzunehmen, um die Versorgung seiner Truppen in Spanien mit Lebensmitteln zu sichern. Dieser antwortete ihm am 12. Oktober, er habe Zinzerling nach dem Haag eine Abschrift dieses Schreibens zugesandt. Aber dieser hatte trotz sei­nen Verhandlungen nichts erreichen können, ebenso wenig er selbst in

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