Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 75 teilweise chiffrierten Brief, daß er allein und auch in Gegenwart von Zinzerling mit Peterborough längere Unterredungen hatte. Er hatte dessen Rechtfertigung in gebührender Weise eingeschätzt und ihn auch gebeten, mit seinem Einfluß und seiner Beredtsamkeit im Parlament für die Interessen des Erzherzogs und der gemeinsamen Sache der Verbündeten einzutreten. Quiros und Zinzerling hatten gleich seine Abneigung gegen Galloway erkannt, sowie seinen Wunsch, nach Spanien zurückzukehren. Gegen eine solche Absicht hatte Quiros nichts einzuwenden, doch fürchtete er den Widerstand der Minister des Erzherzogs und war auch überzeugt, die Königin Anna würde ihm die Erlaubnis dazu verweigern; dieser durfte aber von einem Widerstand des Erzherzogs gegen seinen Plan nichts erfahren. Weiter hatte Quiros bei dieser Unterredung empfunden, daß Peterborough ein unruhiger Geist war, und daß seine Grundsätze den Interessen des Hauses Österreich nachteilig waren. Beinahe konnte er Erzherzog Karl versichern, daß er die Vorschläge betreffend Mailand und Finale tatsächlich gemacht hatte. Aber bei der gegenwärtigen Lage war es nicht angebracht, ihm Mißtrauen oder Widerstand gegen seinen Plan einer Rückkehr nach Spanien zu zeigen, sondern es galt, die schlimmen Folgen seiner Absichten abzuschwächen. Quiros war einverstanden mit dem Vorschlag von Peterborough, der Erzherzog solle im Winter während der Tagung des Parlamentes in London einen geschickten und redegewandten Vertreter unterhalten. Dieser könnte zweifellos die Engländer darüber auf- klären, was für Forderungen die Holländer seit sechs Monaten betreffend die südlichen Niederlande erhoben hatten. Ein solcher Minister müßte auch die andern Interessen des Erzherzogs vertreten und über dessen Haltung in Spanien, sowie alles, was dieser geduldet und verheimlicht hatte, Rechenschaft ablegen. Er müßte sich dabei aber auch hüten, Äußerungen über Galloway, Peterborough und Stepney zu wiederholen, um auch Schwierigkeiten mit deren Freunden auszuweichen. Für einen solchen Posten hatte Peterborough den Grafen Savallar vorgeschlagen. Auch Zinzerling, der diesen persönlich kannte, sah ihn als hierfür geeignet an. In einem andern chiffrierten Schreiben vom 31. August gab Quiros dem Erzherzog noch weitere Gründe an, für den Winter einen Vertreter in London zu halten. Peterborough würde sicherlich die Vorschläge betreffend Mailand, die er in Norditalien gemacht hatte, auch in England wiederholen. Viele Engländer zeigten Sympathien für den Herzog von Savoyen, dessen Minister übertriebene Ansprüche stellten, die den Interessen des Hauses Österreich zuwider waren; sie begünstigten dessen Hoffnungen und Pläne, ohne die Nachteile einzusehen, die dadurch für ganz Europa entstehen konnten. Marlborough vertraute zu sehr, die Holländer würden mit der Zeit ihre Forderungen betreffend die Barriereplätze mäßigen, und sah vorläufige Zugeständnisse an sie als bedeutungslos an. Viele Engländer verstanden nicht, daß durch ihre Erfüllung dem Erzherzog