Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
74 Alphonse Sprunek Am 1. August meldete er dem Erzherzog, daß er erfahren hatte, von den 6000 Mann pfälzischer Truppen, die im Dienste der Seemächte standen, könnten nur 2000 nach Katalonien geschickt werden. Darum setzte er seine Bemühungen fort, um für den Prinzen Eugen die Vollmacht zu erhalten, die Zahl seiner Truppen selbst zu bestimmen; er hoffte, dieser könnte Vorteil ziehen aus Umständen, die ihm selbst von Seiten der Verbündeten bekannt waren, und diese würden ihre Befehlshaber zu Wasser und zu Lande anweisen, ihm zu gehorchen. Einen gesamten Überblick über die Kriegslage und die Pläne des Wiener Hofes, hauptsächlich zur Führung des Krieges in Spanien selbst, hatte Quiros wohl Ende Juli von Wien und von Antwerpen erhalten. Am 2. August teilte er Marlborough seine Ansichten über diese Vorschläge mit; auch er teilte die Ansicht, die Truppen des Erzherzogs in Katalonien müßten sobald als möglich zu einem Gegenschlag übergehen und man könne dabei mit der Unterstützung der Spanier selber rechnen27). Die Abschrift seines Briefes an Marlborough am 4. August sandte er auch an Erzherzog Karl. Von Barcelona schrieb dieser am 22. August an Quiros, daß er Bescheid wußte über den Inhalt der Briefe, die dieser am 23. Juni nach Wien, Mailand und Turin gesandt hatte. Katalonien war den Verwüstungen des Feindes preisgegeben. Dieser hatte vor kurzem Monzón in der Provinz Aragon eingenommen und die Truppen der Garnison, die zum größten Teil Holländer waren, zu Gefangenen gemacht. Nach Berichten des Prinzen Heinrich von Hessen erwarteten die Franzosen nur die Ankunft von schwerer Artillerie, um auch Lerida und Tortosa anzugreifen, trotzdem dieser selbst einen Gegenzug in der Richtung auf Frankreich gemacht hatte. Immerhin konnte der Feind diese Pläne nicht durchführen, so lange er Toulon verteidigen mußte. In einem Erfolg dieses Angriffs sah der Erzherzog die einzige Möglichkeit, den Krieg in Spanien bald zu beendigen *8). Im Falle eines Mißerfolges war auch Katalonien bedroht. Der Erzherzog forderte Quiros auf, Marlborough zu erklären, sowohl nach dem Erfolg als nach dem Scheitern des Angriffs auf Toulon müßten zahlreiche Truppen nach Spanien gesandt werden. Ebenso sollte er dem englischen General versichern, er habe volles Vertrauen, daß die Königin Anna beschließen würde, ein Geschwader im Mittelmeer überwintern zu lassen. Der Erzherzog hatte Quiros diesen Brief gesandt für den Fall, daß noch keine bestimmten Maßnahmen hierfür getroffen wären; er hoffte von ihm und Marlborough eine genaue Antwort darauf, da die Königin die Wichtigkeit der Behauptung Kataloniens für die gemeinsame Sache der Verbündeten einsehen würde29). Auch sollte Quiros Marlborough bitten, von der Königin weitere Unterstützung an Geld für ihn zu erlangen. Zum Schluß benachrichtigte der Erzherzog ihn von seiner Heirat mit der Prinzessin Elisabeth Christina von Wolfenbüttel. Am 24. August schrieb Quiros dem Erzherzog in einem