Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 73 narchie ansehen konnte, und diese alles Interesse hatten, ihn in seinen weitern Bemühungen um deren Gesamtbesitz zu unterstützen. Peter­borough behauptete, auf diese Weise könne man in Italien ein Gegen­gewicht gegen die Macht der beiden Dynastien Habsburg und Bourbon schaffen, gleichsam als ob dort nicht schon ein Gleichgewicht zwischen den beiden Mächten bestände, das durch die Schaffung einer dritten Macht verändert würde. In Genua hatte Peterborough von einem Verkauf von Finale an diese Republik und andern Plänen gesprochen, die weniger einer Erwähnung wert waren. Der Plan eines Verkaufs von Finale war vorher immer ohne weitere Besprechung verworfen worden. Die Absicht, in Italien ein neues Gleich­gewicht zu schaffen, hätte das von ganz Europa erschüttert, in einer Zeit, als es von allen gegenwärtigen und frühem Staatsmännern als unbedingt notwendig angesehen wurde. Aus dieser Einsicht traten sie für eine voll­ständige Wiederherstellung der spanischen Monarchie ein; nämlich die Hoffnung, die sie bei frühem Friedensschlüssen gehegt hatten, durch ihre Schwächung ein Gleichgewicht zwischen ihr und Frankreich zu schaf­fen, hatte sich als trügerisch erwiesen 24). Die spanischen Anhänger des Herzogs von Anjou konnte man für den Erzherzog nur durch die kategorische Erklärung gewinnen, ihm das ge­samte Erbe Karls II. ohne irgendeine Gebietsabtretung zu überlassen. Die Zugeständnisse, die der Herzog von Savoyen schon erhalten hatte, und die bösartigen Übertreibungen der Franzosen hatten die Anhänger Frank­reichs unter den Spaniern nur zu sehr in ihrem Widerstand gegen Erz­herzog Karl bekräftigt25). Für den Erzherzog als zukünftigen König von Spanien bedeutet der Besitz von Mailand eine wichtige Verbindungslinie. Quiros war überzeugt, auch die übrigen Fürsten Italiens würden sich einer Abtretung Mailands an Savoyen widersetzen, zumal da schon die Venezianer ihre Unzufriedenheit über die Abtretung von Alessandria und Valenza geäußert hatten. Auch die Seemächte konnten keinen Vorteil haben von einer Gebiets­veränderung in Italien, die auch unter den Verbündeten zur Uneinigkeit geführt hätte. Durch den Verlust von Mailand hätte ein König von Spa­nien keine Interessen mehr in Italien gehabt, sodaß Frankreich eine Vor­machtstellung in diesem Lande erhalten hätte, während Spanien nie an Eroberungen gedacht hatte. Quiros gab zu, daß in der internationalen Poli­tik alle Fürsten auf ihre Vorteile bedacht waren. Eine Abtretung Mai­lands an Savoyen wäre wohl für den Erzherzog eine günstige Grundlage, um sich mit Frankreich zu einigen26), aber ein Verzicht Österreichs auf dieses Herzogtum hatte allen Verbündeten großen Schaden zugefügt. Quiros schloß seinen Brief an Marlborough mit der Bitte, seinen ganzen Einfluß geltend zu machen, um den Plan von Peterborough zum Scheitern zu bringen.

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