Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

72 Alphonse Sprunck sehen Provinzen auch ihren frühem Landesherren geleistet hätten; er bat ihn, die Abschrift seiner Vollmacht zu dessen Empfang auch den Generalstaaten zu übermitteln. Am 25. Juli schrieb Quiros dem Erzherzog, daß allerlei Nachrichten, die er und die Minister von England und Holland erhalten hatten, einen Erfolg für seine Bemühungen bedeuteten. Prinz Eugen hatte die Vollmacht erhalten, die Zahl der Hilfstruppen für Spanien zu bestimmen, sowie das Kommando über die Truppen, die in englischem und holländischem Solde standen, und über die Transportschiffe. Am besten schien es Quiros, 2000 Mann kaiserlicher Truppen aus Italien dorthin zu schicken, 6000 dort zu belassen, da alle andern Truppen, mit Ausnahme der pfälzischen, wenig Lust zeigten, nach Spanien zu gehen. Auf die kaiserlichen Truppen konnte sich der Erzherzog am meisten verlassen. Über die Zeit dieses Transportes und weitere Unterstützung von Seiten der Seemächte konnte Quiros ihm nichts melden. Trotz ihrer Bereitschaft zur Hilfe wollten diese noch immer glauben, der Erzherzog sei in Barcelona gar nicht in Gefahr, der Herzog von Orléans würde sich nach Estremadura zurückziehen, um die Portu­giesen anzugreifen22), ein Einfall der Österreicher in Frankreich würde die Franzosen zwingen, Truppen aus Spanien wegzuziehen, durch die Über­winterung einer Flotte im Mittelmeer sei eine Belagerung von Barcelona gar nicht zu befürchten. Sie erwarteten, durch die beiden Feldzüge in Italien würde die Lage in einigen Tagen geändert werden. In Folge solcher guter Hoffnungen wurden trotz allen Bemühungen von Quiros weitere Maßnahmen immer aufgeschoben. Gerade um solche beständige Verzögerungen zu vermeiden, hatte er vorgeschlagen, dem Prinzen Eugen weite Vollmachten zu gewähren, und er hoffte, die Ver­bündeten würden den Entschluß des Kaisers billigen. Durch Vermittlung des Kriegssekretärs von Mailand wollte Quiros dem Prinzen alle nötigen Berichte zukommen lassen. Von allen Generälen hätten die Verbündeten am liebsten Heister 23) oder Starhemberg in Spanien gesehen, falls Daun noch nicht in Italien eingezogen sei, und von dort ohne Nachteil nach Katalonien gehen könne. Am 28. Juli sandte Quiros dem Erzherzog die Abschrift eines ganz chiffrierten Briefes an Sinzendorf und eines andern an Marlborough. Dem englischen General erklärte er, nur sein absolutes Vertrauen auf seine Zuneigung zum Erzherzog bestimmten ihn, ihm eine wichtige Mitteilung zu machen. Quiros hatte von mehreren Seiten erfahren, daß Graf Peter­borough seit seinem Aufenthalt in Italien ein unter den gegenwärtigen Umständen sehr heikles Unternehmen begonnen hatte, da die Verbündeten suchten, Frankreich für die Zukunft unschädlich zu machen. Peterborough behauptete, England und Holland müßten dafür eintreten, Mailand dem Herzog von Savoyen zu überlassen. Solch ein Vorschlag war verfrüht in einer Zeit, wo der Erzherzog sich auch mit der großmütigen Unterstüt­zung seiner Verbündeten nur als Besitzer eines Teil der spanischen Mo­

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