Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bemardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 71 König von Schweden die Absicht hatte, in Böhmen und Schlesien ein­zufallen, was man schon seit mehreren Monaten im Wiener Kriegsmini­sterium erwartete20). Er hoffte, daß der Kaiser sich mit dem Zaren und dem König von Dänemark wegen der Verteidigung dieser Länder geeinigt hätte. Auch dem Prinzen Eugen sandte Quiros eine Abschrift seines Briefes an Sinzendorf zu. Er nahm an, daß der Prinz über die Ergebnisse der Feldzüge gegen Neapel und Frankreich aus erster Hand unterrichtet sei. Er bat ihn, seine eigenen Gesuche im Haag und in London um Hilfe für den Erzherzog zu unterstützen. Ein Mißerfolg von Verhandlungen solcher Art konnte Quiros nicht als Schuld angerechnet werden. Am 18. Juli erklärte er dem Erzherzog, die Entsendung von Truppen nach Spanien hänge ab von den Ereignissen in Italien und den militäri­schen Operationen des Königs von Schweden; hiervon erwartete er eine Entscheidung innerhalb eines Monats. Seinem Schreiben legte er auch Briefe an Marlborough, Heinsius, sowie die Antwort des englischen Gene­rals bei. Der holländische Großpensionär sollte verstehen, daß in seiner Vollmacht für den Empfang des Huldigungseides der südniederländischen Provinzen nichts über die Ansprüche der Holländer auf die Barriereplätze vorgesehen war. Quiros hatte auch Stepney und die Vertreter Hollands im Brüsseler Staatsrat von allem benachrichtigt. In einem Brief vom 12. Juli an Marlborough erklärte er, ohne dessen Zustimmung würde er, wie auch schon vorher, keine wichtige Entschei­dung für die katholischen Niederlande treffen. Der Huldigungseid ent­sprach ganz den Wünschen der Bevölkerung. Auch die Generalstaaten mußten dies wissen und gute Folgen davon erwarten, zumal da dadurch weder ihre Einmischung in die Angelegenheiten der südlichen Niederlande noch ihre Forderungen auf die Barriereplätze beeinträchtigt wurden; Quiros mußte jedoch versuchen, ihnen dies alles verständlich zu machen21). Von Marlborough wollte er weitere Anweisungen haben; er bat ihn zu­gleich auf Befehl des Erzherzogs, dafür einzutreten, daß während des Winters ein starkes Geschwader Katalonien, besonders die Hauptstadt Barcelona, schützen sollte. In seiner Antwort vom 14. Juli erklärte Marlborough, er sei mit dem Plan des Huldigungseides, den Quiros für den Erzherzog empfangen sollte, ganz einverstanden; auch er war der Ansicht, Quiros würde damit die allgemeine Zustimmung der Bevölkerung finden. Er sollte auch Stepney, einen holländischen Minister, vor allem Heinsius davon benachrichtigen, damit die Generalstaaten nicht zuerst durch ihre Vertreter im Brüsseler Staatsrat Meldung erhielten. Marlborough war sicher, daß die Königin einverstanden wäre, den Winter über ein Geschwader der Flotte im Mittel­meer zu belassen. An den Staatspensionär Heinsius schrieb Quiros am 18. Juli, es han­dele sich um denselben Huldigungseid, den die Stände der südniederländi-

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