Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

70 Alphonse Sprunck Diese hatten Verständnis gezeigt und auch zugegeben, daß die schlechte Regierung, die sie in Brüssel eingesetzt hatten, an allem die Schuld trug. Quiros glaubte aber, sie würden nur auf Anregung von Marlborough in wichtige Reformen einwilligen, während sie offen erklärten, sie würden sich dessen Ernennung zum Gouverneur der katholischen Niederlande widersetzen18). Vielleicht war Marlborough selbst der Ansicht, eine „Junta“, wie sie die Holländer planten, sei eine ungenügende Reform, und wollte diese auch davon überzeugen. Quiros bemühte sich, ihn zu dieser Auffassung zu bringen. Sich selbst fühlte er in einer sehr verworrenen Lage, wenn es galt, die Interessen des Erzherzogs zu verteidigen. Zugleich war er verschämt, daß er länger in Brüssel verweilen mußte, als dieser erwartet hatte. Hätte die Niederlage von Almansa ihn nicht gezwungen, in der Nähe von Marlborough und der Vertreter Hollands zu bleiben, um sie ständig um Hilfe zu bitten, so hätte Quiros sich schon nach Antwerpen oder einer andern Stadt zurückgezogen. Er war überzeugt, daß ein Aufenthalt von 15 Monaten einer Person von seinem Range in einer unpassenden Form im Auslande eine Unter­brechung nötig hatte, sowohl wegen des Ansehens des Erzherzogs, als auch, um selbst einen guten Eindruck auf die Verbündeten zu machen. Ohne daß er gegen die Mißstände ankämpfen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als die einheimische Bevölkerung auf bessere Zeiten zu vertrösten; dadurch wurde aber der allgemeinen Unordnung nicht abgeholfen. Quiros konnte dem Erzherzog nicht versprechen, unter dieser die Sympathien für ihn zu wahren, da er über keine Möglichkeit verfügte, die französische Propaganda zu bekämpfen. Dem Grafen Zinzerling wollte er bei dessen Ankunft in Brüssel weitere Angaben machen, da er annahm, der Erz­herzog sei schon wegen der schlechten Lage in Spanien mit Sorgen überlastet. Am 12. Juli sandte der Erzherzog an Quiros die Abschrift eines Brie­fes, den er Marlborough geschrieben hatte. Darin bat er diesen, seinen ganzen Einfluß bei der Königin aufzubieten, damit die Flotte oder wenig­stens ein Teil davon im Mittelmeer überwintern sollte; die Küsten von Katalonien und auch die Gebiete, die in Italien und Frankreich erobert werden sollten, mußten geschützt werden. Falls Prinz Eugen nicht nach Spanien käme, sollte die Königin sich auch bekümmern um das Kommando über die Truppen, die aus Italien und England dorthin gesandt würden. In einem beiliegenden Memorandum war angegeben, wie die Gelder, die die Königin vor gestreckt hatte, zum Unterhalt des Hofes von Barcelona und zu andern Ausgaben, die Lord Peterborough gemacht hatte für Trup­pen und Festungen, verwandt worden waren19). Der Erzherzog hoffte auf eine weitere Unterstützung in kurzer Frist. Am 14. Juli sandte Quiros dem Erzherzog Abschriften der Briefe, die er an den Prinzen Eugen und an Sinzendorf geschrieben hatte. Er konnte nur hinzufügen, daß er durch Briefe aus Leipzig erfahren hatte, daß der

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