Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Zeitgeschichte

Sammelreferate 683 Zeitgeschichte. Von Rudolf Neck (Wien). Publikationen des Österreichischen Instituts für Zeitgeschichte. Bd. 1. Ladner Gottlieb, Seipel als Überwinder der Staatskrise vom Sommer 1922. Zur Geschichte der Entstehung der Genfer Protokolle vom 4. Oktober 1922. 196 Seiten, 1964. — Bd. 2, Steinböck Erwin, Die Volkswehr in Kärnten unter Berücksichtigung des Einsatzes der Freiwilligenverbände. 96 Seiten, 1964. — Bd. 4, Hof mann Josef, Der Pfrimer-Putsch. Der steirische Heim­wehrprozeß des Jahres 1931. 200 Seiten, 1965. — Bd. 5, Klingenstein Grete, Die Anleihe von Lausanne. Ein Beitrag zur Geschichte der Ersten Republik in den Jahren 1931—1934. 172 Seiten, 1965. Sämtliche im Stiasny- Verlag, Wien—Graz. Die Erhebung der österreichischen Nationalsozialisten im Juli 1934. Akten der Historischen Kommission des Reichsführers SS. (Europäische Perspek­tiven). Europa-Verlag, Wien—Frankfurt—Zürich 1965, 302 Seiten mit zahl­reichen Fotos und Facsimiles. J edlicka Ludwig, Der 20. Juli 1944 in Österreich. (Sammlung „Das ein­same Gewissen“, Beiträge zur Geschichte Österreichs 1938 bis 1945, Bd. II.) Verlag Herold, Wien—München 1965, 188 Seiten mit zahlreichen Illustra­tionen. Die unbefriedigende Situation der österreichischen Zeitgeschichte, über die sich der Rez. in dieser Zeitschrift schon wiederholt geäußert hat, ist in den vergangenen Jahren durch verschiedene Neuerscheinungen stark ver­bessert worden. Es muß hier allerdings einschränkend betont werden, daß es sich bei diesen Neuerscheinungen um größere, oft mehr oder weniger summarische Gesamtdarstellungen handelte, daß aber die zeitgeschichtliche Einzel- und Detailforschung bisher entschieden zu kurz kam. Publikationen, wie die des Münchner Instituts für Zeitgeschichte fanden in Österreich bis vor kurzem noch keine Nachahmung. Es ist dem unermüdlichen, wenig bedankten Bemühen von Ludwig Jedlicka zuzuschreiben, daß wir mit der Herausgabe der ersten Bände der Publikationsreihe des Österreichischen Instituts für Zeitgeschichte neue Hoffnung schöpfen dürfen. Dabei ist es selbstverständlich, daß sich die vorliegenden ersten vier Einzeluntersuchungen nach ihrer Qualität noch stark voneinander unterscheiden. Wenn wir namentlich zum ersten Band der Reihe erhebliche Bedenken anmelden müssen, ändert dies nichts an der Notwendigkeit und Wichtigkeit dieser Veröffentlichungen. Gerade auf dem Gebiet der Zeitgeschichte muß der Kontroverse und der Diskussion eine ganz hervorragende Bedeutung zukommen. Beginnen wir jedoch mit dem zuletzt erschienenen 5. Band dieser Publi­kationen, den wir mit Abstand für den besten halten. In der Vorgeschichte der unglücklichen innenpolitischen Entwicklung in Österreich seit 1933 spielt der Streit um die Anleihe von Lausanne eine große Rolle. Hier offen­barte sich noch einmal im Zeichen der parlamentarischen Demokratie das Grundübel der ersten Republik, der Widerwillen gegen die eigene Existenz. Wie die wirtschaftliche Krise nicht zuletzt ihre Wurzel im mangelnden Glauben der Österreicher an die Lebensfähigkeit ihres Landes hatte, so sträubte man sich — auch nach dem Scheitern des deutsch-österreichischen

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