Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

KUN, Jószef: Das ungarische Kriegsarchiv

Ungarn 679 Unter den Schriften, die aus dem österreichischen Kriegsarchiv stam­men, befinden sich die Operationsmeldungen der verschiedenen Fronten; Verordnungen der höheren Kommandostellen, Tagesmeldungen der Truppen und Formationen; verschiedene Anweisungen über organisatorische, mate­rielle und personelle Fragen, usw. Obwohl schon viele Forscher sich dieses Materials als Quelle bedient haben, enthält es — unserer Meinung nach — noch viel Wissenswertes für künftige Benutzer. Von den Familiensammlungen sollen an erster Stelle die Schriften des Gr. András Hadik (1738—1789) genannt werden. Der ganze Nachlaß besteht aus 63 Faszikeln. Die wertvollsten Stücke sind seine Autobiographie aus dem Jahre 1774, sein mit eigener Hand ge­schriebenes Tagebuch von 1759—1761, die Beschreibung des 1778er Feld­zuges gegen die Bauern; Aufzeichnungen über den Feldzug gegen die Türken (1789); Tagebuch über den Besuch der böhmischen und mährischen Lager von 1770 und den darauffolgenden Jahren; Bemerkungen und Er­fahrungen über die Lager in den Jahren 1768—70, usw. Außerdem befin­den sich noch in diesem Material sein militärischer Briefwechsel, Ernen­nungen und verschiedene andere Verordnungen. Von den Familiensammlungen haben die Schriften der Familie Nemes­kéri Kiss einen hohen Wert, obzwar sie nur einen geringen Umfang haben. (7 Faszikel). Dieses Material kam im Jahre 1957 ins Archiv. Neben den Schriften ökonomischen Inhalts befinden sich hier noch ungefähr 700 Briefe über die Geschichte der Kossuth-Emigration; ein Glied der Familie, Oberst Nemeskéri Kiss, schloß sich nämlich nach der Niederlage des Freiheits­kampfes der Bewegung der Kossuth-Emigration an. Er war der Beauftragte Kossuth’s in England, später in Frankreich. Den größten Teil der Sammlung bilden die an Miklós Nemeskéri Kiss gerichteten Briefe ungarischer Emigranten. Die beinahe 100 Kossuth-Briefe (1851—1864) beinhalten viele Daten über sein Emigrantenleben. Außer den Kossuth-Briefen werden hier noch Briefe von Gyula Andrássy, József Eötvös, Richard Gelich, Richard Guyon, Otto Hermann, Mihály Horváth, István Türr, László Vay, Antal Vetter, István Zichy, Frau Zsulovszky- Emilia Kossuth, vom französischen Außenminister Thouvenel, Mazzini, usw. aufbewahrt. Sinn dieser kleinen Abhandlung ist es, ein skizzenhaftes Bild über die Vergangenheit, Gegenwart, sowie über die wichtigeren Bestände des un­garischen Kriegsarchivs zu geben. Wenn mit dieser Arbeit den Interessenten eine kleine Hilfe geleistet werden konnte, dann hat der Artikel sein Ziel erreicht. Das ungarische Kriegsarchiv und sein Wiener Ausschuß erklären sich bereit, allen Forschern behilflich zu sein, die während ihrer Arbeit detail­liertere Auskünfte in Anspruch nehmen wollen.

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