Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 51 Sinne wollten sie an Erzherzog Karl und die Vertreter der Seemächte schreiben. Die Generalstaaten hatten in der Gerichtsherrschaft Menin alle Güter von Franzosen zu ihren Gunsten beschlagnahmt. Der Staatsrat hatte ihnen entgegnet, sie selbst hätten vor vier Monaten erklärt, diese Stadt gehöre dem Erzherzog; auch Marlborough hatte mündlich und schriftlich dasselbe behauptet. Bei ihrer Ankunft in Brüssel hatten die Vertreter der Generalstaaten zudem versichert, alle Gebiete, die die Verbündeten in den südlichen Niederlanden besetzen könnten, sollten dem Erzherzog überlassen werden als Eigentum, mit denselben Rechten, die König Karl II. von Spanien besessen hatte. Am 17. April teilte Quiros dem Erzherzog mit, seine frühern Gründe gegen die Gerüchte über einen Friedensschluß der Seemächte mit Frankreich hätten sich vollauf bestätigt; diese trafen Vorbereitungen, um an allen Fronten energisch anzugreifen. Sie drängten darauf, der Kaiser müsse Truppen aus Italien nach Spanien senden, um dort weitere Gebiete zu besetzen, und hofften, auch Prinz Eugen würde diese Maßnahme beschleunigen. Quiros hatte erfahren, daß Marlborough im Haag angekommen war. Er hoffte, Erfolge der kaiserlichen Truppen im nächsten Feldzug könnten diesen in seinen Bemühungen um eine bessere Verwaltung der südlichen Niederlande und in seinen Verhandlungen um die Barriereplätze unterstützen. Er wiederholte noch einmal, die vorläufige Verwaltung in Brüssel sei den Interessen Österreichs sehr schädlich; Umänderungen, die vorgeschlagen wurden, z. B. die Erweiterung des Staatsrates durch die Aufnahme von Adeligen oder einiger Gelehrten 17) könnten nur die allgemeine Unordnung und allerlei Mißbräuche verstärken. So hatten z. B. die Stände von Brabant erklärt, der Staatsrat habe sich nicht um ihre Bewilligung von Subsidien zu kümmern, sie selbst würden diese Gelder der kaiserlichen Armee auszahlen. In solchen Angelegenheiten mußte die Autorität des Monarchen wieder hergestellt werden, wie sie früher war; die kaiserliche Armee durfte nicht dem Gutdünken der Stände der einzelnen Provinzen überlassen werden. In einem chiffrierten Schreiben vom 27. April sandte Quiros dem Erzherzog die Abschrift eines Briefes, den ter dem Prinzen Eugen geschrieben hatte. Auch diesem hatte er erklärt, Hoffnungen der Franzosen, sie könnten die Generalstaaten durch Zugeständnisse in der Barrierefrage zum Frieden bewegen, seien vergeblich. Vorläufig sei es unmöglich, einen Friedensplan auszuarbeiten, der Europa vor einer Übermacht Frankreichs sicherstellen könne. Dem Erzherzog selbst teilte Quiros mit, allem Anschein nach wären die österreichischen Truppen bald in der Lage, in Spanien zum Angriff überzugehen. Er selbst bemühte sich, um hierfür die Unterstützung der Seemächte zu erlangen und den schweren Krieg bald zu beenden. Marlborough wünschte, daß nach dem Feldzug Sinzendorf oder Wratislaw nach dem Haag entsandt würden, da Fragen von solcher Wichtigkeit nicht von