Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

52 Alphonse Sprunck Ministern von untergeordnetem Range behandelt werden könnten. Auch Quiros sollte an solchen Besprechungen teilnehmen. Dieser hatte dem eng­lischen General geantwortet, er sei bereit, für Erzherzog Karl und dessen Verbündete alle Reisen zu unternehmen, aber um energisch auftreten zu können, sei es nötig, diesen vorher in den Besitz sämtlicher Länder der spanischen Monarchie zu setzen. Mit größter Umsicht müsse man alle Pläne und Vorbereitungen so weit als möglich verheimlichen und auch alle Mängel und Mißbräuche der vor­läufigen Regierung in den südlichen Niederlanden dulden, da augenblick­liche Maßnahmen dagegen sich später nachteilig erweisen könnten. Durch eine solche Nachsicht könnte der Erzherzog Zeit gewinnen, bis später in Brüssel eine Regierung eingesetzt würde, die ihm günstiger wäre und er selbst im Besitz weiterer Gebiete der spanischen Monarchie wäre. Eine solche Lage wäre auch vorteilhafter, um Verhandlungen wegen der Bar­riereplätze zu führen. Sollten die Holländer auf solche drängen, so müsse man durch alle möglichen Vorwände eine genaue Regelung dieser Frage verhindern. In der gegenwärtigen Lage sei es unmöglich, bei Verhandlun­gen hierüber die Autorität des Erzherzogs zu wahren, oder die Gefahr zu vermeiden, Uneinigkeiten unter den Verbündeten hervorzurufen18). Auch müßte man jetzt schon alle Monarchen und Minister der verbün­deten Staaten am Widerstand Österreichs gegen die Forderungen der Generalstaaten in den katholischen Niederlanden interessieren. Quiros war fast sicher, daß diese alle eine Erweiterung der Rechte Hollands in die­sen Provinzen zum Nachteil des Erzherzogs als ungesetzlich und ihren eigenen Interessen zuwider ansehen würden. Vor allem der Königin von England und ihren Ministern müsse man erklären, wie unvorteilhaft es für ihr Land wäre, den Holländern die Festungen der südlichen Nieder­lande zu überlassen. Nur die festen Plätze, die noch erobert werden könn­ten, dürften diesen als Barriere gegen Frankreich dienen. Auch müsse die Bezahlung der Garnisonen in diesen Städten für immer gesichert werden. Ihre Kommandanten müßten dem Erzherzog unterstehen, da die Überlas­sung ihres Kommandos an die Generalstaaten einer Abtretung dieser Orte an Holland gleichkäme, zumal da die Holländer auch den Anspruch er­hoben, diese Garnisonen zu unterhalten mit Geldern, die sie aus den süd­lichen Niederlanden beziehen wollten. Auf diese Weise würde die Herr­schaft des Erzherzogs über diese Städte ein bloßer Schatten. Auch könne Holland unter Umständen ein Bündnis mit Frankreich schließen, zum größten Nachteil Englands und seiner Verbündeten. Quiros war überzeugt, daß Marlborough ein eifriger Verfechter der Interessen Österreichs in den katholischen Niederlanden sei, doch schlug er vor, auch gegenüber andern englischen Ministern und Parlamentariern die Haltung dieses Landes in der Frage der Barriereplätze zu rechtferti­gen. Was die Häfen Ostende und Nieuport anbelangte, hoffte Quiros, Eng­land sowohl als die nordischen Staaten würden die Forderungen Öster­

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