Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 49 sönlichkeiten von hohem Rang sollten mit der Einwilligung von Marl­borough ihren Treueid für den Erzherzog anbieten und diesen bitten, sofort die Regierung ihrer Provinzen durch einen Statthalter zu übernehmen. Am selben 3. April 1707 sandte Quiros dem Erzherzog Auskünfte über die 16 Punkte, die in dessen Brief vom 3. Dezember 1706 enthalten waren. Karl hatte darin angenommen, daß dieser in den katholischen Niederlanden für alle Behörden die höchste Autorität darstelle. Quiros wiederholte ihm seine vorige Erklärung, daß er in dem von den Seemächten geschaffenem Staatsrate über keinerlei Einfluß verfüge. Gemäß den Anweisungen des Erzherzogs hatte er immer gesucht, mit Marlborough, den Generalstaaten und ihren Ministern gute Beziehungen zu unterhalten, und er hoffte, diese alle könnten auch Zeugnis für seine Mäßigung ablegen. Aber solange die Verbündeten an ihren bisherigen Grundsätzen für die Regierung der katho­lischen Niederlande festhielten, würden sie wahrscheinlich keinen Ein­spruch eines Bevollmächtigten des Erzherzogs zulassen, am allerwenigsten von Quiros selbst, da die einheimische Bevölkerung ihre größten Hoffnun­gen auf eine Verbesserung ihrer Lage auf ihn setzte. Um die Einigkeit unter den Verbündeten aufrecht zu halten, mußte er mit größter Vorsicht Vorgehen, soweit es die Interessen des Erzherzogs zuließen. Auch bezweifelte er, ob weitere Vollmachten von dessen Seite ihm bei den Holländern von Vorteil wären, bevor die Angelegenheit der Bar­riereplätze geregelt war. Vorläufig blieb ihm nichts übrig, als diesen in höflicher Form beizubringen, daß die jetzige Regierungsform in den süd­lichen Niederlanden weder ihren eigenen, noch den Interessen des Erz­herzogs entsprach. Nach der Ankunft von Marlborough in Brüssel konnte Quiros deutlicher reden. Mit dem Plan einer Reform der Ämter und Vergünstigungen15), die seit dem Tode Karls II. von Spanien in den katholischen Niederlanden eingeführt worden waren, war Quiros einverstanden und hielt sie sogar für notwendig; aber um die Verbündeten zu bestimmen, solche für ungültig zu erklären, die der Herzog von Anjou geschaffen hatte, brauchte man wie­derum den Einspruch von Marlborough, genau wie für die Durchführung von Konfiskationen. Irrtümlicher Weise hatte der Erzherzog geglaubt, der Hafen Nieuport sei nicht mehr im Besitz der Franzosen. Quiros erklärte, nach ihrer Er­oberung müsse diese Stadt genau wie Ostende ausschließlich dem Erzherzog unterstehen, da nur durch diese beiden benachbarten Häfen die Verbin­dungen zwischen den katholischen Niederlanden und Spanien gesichert wären. Aus den beigelegten Briefen von mehreren Behörden ging hervor, daß die Einnahmen aus den südlichen Niederlanden, zusammen mit denen aus der Post, bei weitem die Summe von 100.000 Gulden überstiegen; eine Erhöhung um das doppelte war möglich, ohne mit den außergewöhnlichen Subsidien zu rechnen, die die Stände dieser Provinzen in bestimmten Fäl­Mitteilungen, Band 17/18 4

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