Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

46 Alphonse Sprunck Mißtrauen gegen die Verbündeten einzuflössen. Aus Holland war die Meldung gekommen, mit Erlaubnis des Magistrats von Rotterdam seien mehrere Unterhändler nach Paris gereist. Aus der französischen Haupt­stadt hatte Quiros erfahren, daß Holländer dort mit den Ministern ver­handelten und auch in Mons, wo der bayrische Kurfürst und zahlreiche französische Generäle weilten. An den beiden Orten erwartete man gün­stige Ergebnisse dieser Besprechungen und auch ein Ende des Hasses der Holländer gegen Frankreich, da diese für England einen großen Zuwachs an Macht aus der Vereinigung mit Schottland befürchteten12). Die Hol­länder gaben zu verstehen, daß sie ihre Forderungen betreffend die Bar­riereplätze nicht aufgeben würden. Inzwischen sollte der Erzherzog von seinen niederländischen Provinzen sobald als möglich den Treueid fordern, zumal da ihre vorläufige Regierungsform seinen Interessen zuwider war und die allgemeine Unzufriedenheit der Bevölkerung hervorrief. Quiros glaubte trotzdem nicht, daß Erzherzog Karl besonders gute Gründe habe, sich den Holländern gegenüber mißtrauisch zu zeigen, da diese sich viel bemüht hatten, um ihn in den Besitz des ganzen Erbes Karls II. von Spanien zu setzen. Er hoffte, diese Gründe würden bald über­haupt nicht mehr gelten, da auch die Holländer Interesse an einer Nieder­lage Frankreichs hatten. Immerhin mußten schon gleich Maßnahmen ge­troffen werden für den Fall, daß Quiros durch seine Nachgiebigkeit und freundschaftliche Haltung größere Unannehmlichkeiten nicht vermeiden könne 13). Deshalb empfahl er, die andern Verbündeten sollten ohne jede Anspie­lung auf das Verhalten der Holländer eine gemeinsame Erklärung abgeben, sie wollten gemäß dem Bündnisvertrag den Krieg fortsetzen, selbst wenn eine andere Macht mit Frankreich Frieden schließen sollte. Hierdurch würden die Holländer bestimmt, ihre Forderungen betreffend die Bar- riereplätze zu mäßigen und sich nicht von den andern Verbündeten zu trennen. Als weitere Maßnahme sollte Marlborough in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber in die schon eroberten Städte Truppen legen, die sein volles Vertrauen genossen, um so die Holländer zu zwingen, diese bei der Eroberung der Barriereplätze zu unterstützen, die für sie das wichtigste Kriegsziel waren. Die Einsicht, daß sie sich wegen dieser Plätze unmöglich mit Frankreich einigen könnten, um für ihr Land den Frieden zu sichern, müßte die Holländer bestimmen, dem Erzherzog an der Eroberung der ganzen Monarchie Karls II. von Spanien mitzuhelfen. Von den Versuchen der Franzosen, mit Holland zu verhandeln, erhoffte Quiros keinen Erfolg. Auch sollte der Kaiser der Königin von England und den Generalstaaten erklären, er würde Friedensvorschläge des Papstes und aller andern Monar­chen abweisen, die auch ihnen nicht vorher mitgeteilt würden. Überall wurde geredet von einem Brief, den der König von Frankreich an Papst Klemens XI. am 15. Februar gesandt haben sollte. Alle diese Erwägungen

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