Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 45 eine eigene Fregatte in Genua verfügen, oder über Vertrauenspersonen, die bereit waren, ihm von dort aus nach den Angaben von Quiros von Zeit zu Zeit genaue Mitteilungen über djie Lage in den katholischen Nieder­landen zu geben. Durch dien englischen Gesandten Stepney hatte Quiros erst am selben Tage einen Brief vom Erzherzog erhalten, der vom 8. Ok­tober 1706 datiert war. Um das Geheimnis seiner Briefe zu sichern, sollte der Erzherzog selbst in Brüssel Vertauensleute bestimmen, die seine Briefe an Qujiros übermitteln sollten. Auf diese Weise könne er ihm auch mit größerem Vertrauen Angaben für Marlborough und die Generalstaaten mitteilen. Im Brief vom 8. Oktober 1706 hatte Erzherzog Karl Quiros mitge­teilt, Marlborough habe sich sehr belobigend über ihn ausgesprochen. Lecherin, der Vertreter des pfälzischen Kurfürsten, hatte vom Erzherzog Anweisungen für Quiros erhalten, aber dieser hatte ihn am 20. März 1707 noch nicht gesehen, da er sich direkt nach London begeben hatte, ohne nach Brüssel zu kommen. Am selben 21. März 1707 schrieb Quiros an den Erzherzog, er bemühe sich viel, um ihm Unterstützung gegen die stärkern Angriffskräfte der Franzosen in Spanien zu sichern und den Transport der 6000 Deutschen aus Italien nach diesem Lande zu beschleunigen. Mit Truppen, die sie aus Mailand zurückziehen konnten — Quiros wußte noch nicht, ob die Über­gabe dieser Stadt schon unterzeichnet war — hatten die Franzosen die Möglichkeit, ihre Kräfte auf den andern Kriegsschauplätzen zu verstärken und auch an einen Feldzug gegen Neapel zu denken10). Deshalb hatten die Seemächte ihre Pläne für einen Angriff gegen Frankreich abgeändert; immerhin hoffte Quiros, die Königin von England und die Generalstaaten könnten sich mit dem Kaiser einigen, um dem Erzherzog Hilfe zu leisten. Nach frühem Mitteilungen aus London sollte Marlborough erst Mitte April nach Flandern kommen, trotzdem ihn die Generalstaaten über die Vorbereitungen der Franzosen unterrichtet hatten. Quiros war aber sehr erfreut, daß dieser noch im März mit Vertretern der Generalstaaten dort­hin käme. Für die Interessen des Erzherzogs in den südlichen Niederlanden und die der einheimischen Bevölkerung konnte dessen Ankunft sehr wich­tig werden; die vorläufigen Zustände in diesen Provinzen konnten nicht länger andauern. Am 28. März schrieb Quiros an den Fürsten Anton Florian Liechten­stein n), er habe vom Kaiser am 8. Oktober 1706 Befehl erhalten, sich mit Marlborough zu einigen, um Lecherin aus den Renten der südlichen Niederlande tausend Dublonen auszuzahlen. Diese Angelegenheit wollte er mit dem englischen General regeln, sobald dieser nach Brüssel käme. Am selben Datum schrieb er dem Erzherzog einen teilweise chiffrierten Brief, worin er erklärte, nach seiner Ansicht ließen sich manche wich­tige Persönlichkeiten durch das Drängen und die Versprechen der Fran­zosen für den Frieden bestimmen und in ihren Briefen diesem größeres

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