Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

44 Alphonse Sprunck Am 5. März schrieb der Erzherzog aus Valencia an Quiros, er habe am 12. Dezember 1706 die Abschrift der beschränkten Vollmachten erhal­ten, die dieser Sinzendorf für seine Verhandlungen mit den Generalstaaten gegeben hatte. Aber Karl war überzeugt, Sinzendorf würde sich mit seinem klaren Verstand, seiner langen Erfahrung und seiner Kenntnis der Ver­hältnisse nicht an die Grenzen dieser Vollmachten halten, falls er auf andere Weise Erfolge im Interesse Österreichs erlangen könnte. Der Erz­herzog lobte den Diensteifer und die klare Einsicht seines bevollmäch­tigten Ministers in die verwickelten Zustände in Brüssel. Über die Lage, die d|ie Holländer dort zum Schaden seiner so getreuen Vasallen und seiner Dynastie geschaffen hatten, war Karl natürlich sehr ärgerlich, doch hoffte er, Quiros würde durch geschickte Verhandlungen mit Marlborough, Goess und dem holländischen Großpensionär Heinsius bald die schlimmen Folgen ausgleichen, die sich aus den Anmaßungen der Generalstaaten ergaben. Inzwischen sollte er ganz vorsichtig mit dem Staatsrat verhandeln, um diesen nicht zu bestimmen, die Lage der Bevölkerung der katholischen Niederlande noch schlimmer zu machen. Den drei Männern sollte er klar zeigen, wie der Staatsrat von seiner Bestimmung, für diese zu sorgen, durch willkürliche Beschlüsse ganz abgewichen war. Karl hatte (in dieser Hinsicht auf Quiros volles Vertrauen. Er hoffte, dieser würde auch bald die 22 Punkte seiner Anweisungen durchführen, die er ihm durch Zinzer- ling übermittelt hatte. Zu gleicher Zeit sandte der Erzherzog an Quiros qine Abschrift der Vollmachten, die Karl II. von Spanien diesem für die Verhandlungen von Ryswyck gegeben hatte. Beim zukünftigen Friedensschluß mit Frankreich sollten die Minister des Erzherzogs sich mit Quiros iin derselben Weise einigen. Zinzerling hatte dem Erzherzog erklärt, vielleicht wäre eine Reise von Quiros nach England oder Holland für dessen Interessen sehr vorteil­haft. Deshalb Hegte er ihm Briefe beli für die Königin Anna und die Generalstaaten, damit er in den beiden Staaten an allen Verhandlungen und Konferenzen teilnehmen könnte. Durch Vermittlung seines Freundes Marlborough sollte Quiros sich bemühen, daß alle Renten aus den süd­lichen Niederlanden, von denen Zinzerling berichtet hatte, dem Erzherzog überwiesen würden. Als Dank für seine treuen Dienste übersandte dieser Quiros eine Anweisung auf 108.000 deutsche Gulden. In Alicante war eine Flotte mit 9000 Mann Infanterie und 1800 Mann Kavallerie gelandet; er selbst hoffte, sich in einigen Tagen nach Katalonien zu begeben. Am 21. März beklagte sich Quiros bejim Erzherzog über die Schwie­rigkeiten, die seiner regelmäßigen Korrespondenz mit den wichtigsten Ministern entgegen standen. Seine Briefe an den Erzherzog mußte er ihm durch den kaiserlichen Gesandten in Genua zukommen lassen, wäh­rend diie für London, wo er einen Korrespondenten hatte, häufig durch die Witterung verzögert wurden. Um Vorteil zu ziehen aus den Nachrichten, die Quiros ihm von Brüssel sandte, mußte der Erzherzog entweder über

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