Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 43 Als erster bevollmächtiger Gesandter, Staatsrat, Kammerherr für Süd­amerika8) und Mitglied des Kriegsrates hatte Quiros ein Gehalt von 12.000 Gulden bezogen. Die Franzosen hatten ihm gleich nach ihrem Ein­zug in Madrid die Auszahlung dieser Bezüge verweigert, genau wie die der Beträge, die er König Karl II. vorgestreckt hatte, obwohl er mehr als siebzigmal Vorstellungen erhoben hatte. Da ©r sein Vermögen verloren hatte, bat er den Erzherzog Karl, ihm Unterstützung zu gewähren, um einige dringende Schulden abzutragen. Am Anfang der Besetzung der südlichen Niederlande durch die See­mächte hatten Privatpersonen das Gerücht verbreitet, diese Provinzen wür­den zu einer Republik der katholischen Kantone umgestaltet werden. Quiros hatte solche Ansichten gar nicht ernst genommen. Da aber die vorläufige Verwaltung dieser Gebiete noch längere Zeit dauern konnte, konnte diese Lage die treuen Anhänger Österreichs entmutigen. Daher schlug Quiros dem Erzherzog am 10. Februar 1707 vor, für diese einen Würdenträger zu bezeichnen, der für ihren König den althergebrachten Huldigungseid empfangen und auch den Untertanen in dessen Namen die überlieferten Versprechen, ihre Rechte zu wahren, geben sollte. Am 28. Februar meldete Quiros dem Erzherzog, daß die Verbündeten einen Angriff gegen Frankreich vorbereiteten. Die Quartiere der Trup­pen hatten viel Geld gekostet, da die Kommandanten die Befehle von Marlborough und seines Stellvertreters Ouverkerke nicht befolgt hatten. Über solche Mißstände waren bei diesem und den Generalstaaten Klagen erhoben worden. Graf Goess, der kaiserliche Gesandte im Haag, hatte die Generalstaaten in einem Memorandum gebeten, dafür zu sorgen, daß die südlichen Niederlande den Erzherzog mit Geld unterstützten. Quiros suchte nach der besten Form für eine solche Bitte, um wenigstens Kleider und andere Ausrüstungsgegenstände für die Truppen zubekommen. Das Memo­randum von Goess hatte Quiros durch Zinzerling erhalten. Aus dem Haag hatte Quiros noch erfahren, daß Vertreter der Generalstaaten und Step­ney9), Vertreter der Königin Anna, in einigen Tagen nach Brüssel kom­men würden; von ihnen hoffte er, über diese Angelegenheit mehr zu er­fahren. Dem Kaiser sandte Quiros auch die Abschrift eines Briefes, den er am 22. Februar an den Grafen Wratislaw geschrieben hatte. Dieser hatte ihm am 22. Januar vorgeschlagen, die Besprechungen wegen der Barriereplätze sofort zu beginnen. Quiros antwortete dem Grafen, er habe in einem vorigen Brief eine andere Ansicht vertreten, nicht aus Hart­näckigkeit, aber weil die Forderungen der Holländer übertrieben seien. Er hoffte aber, nach der Eroberung Spaniens durch die Truppen des Erz­herzogs würden diese auf einem Kongreß, an dem auch die andern Ver­bündeten Anteil hätten, ihre Forderungen mäßigen. Vorläufige Verhand­lungen mit ihnen allein könnten nur Schwierigkeiten hervorrufen.

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