Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 39 der Ansicht bringen, daß dieser sich nicht mit einer rein nominellen Autori­tät über die katholischen Niederlande begnügen könne. Quiros bat Erz­herzog Karl, seine Berichte streng geheim zu halten, um nur kein Miß­trauen gegen ihn zu erregen, da er selbst sich am meisten um gute Be­ziehungen zu Holland bemüht hatte. Lecherin und Zinzerling waren durch ungünstige Winde in England zurückbehalten worden; Quiros hatte aber aus Holland erfahren, daß dort noch immer heftiger Widerstand war gegen die Ernennung eines Gouverneurs der südlichen Niederlande, besonders des Engländers Marlborough, da in der Haager Regierung viele diese Provin­zen ganz unabhängig von England sehen wollten. Am 17. Januar sandte Quiros dem Erzherzog die Abschrift eines Brie­fes, den er am selben Tage an Sinzendorf geschrieben hatte. Darin drückte er seine Freude aus über die Hoffnung, daß die Schwierigkeiten Kaiser Josephs mit den Ungarn bald geregelt würden3). Sinzendorf hatte gemel­det, für militärische Operationen am Rhein seien Vorbereitungen getrof­fen und in Italien würden Truppen ausgehoben. Quiros glaubte, solche Gerüchte würden absichtlich verbreitet, um die Franzosen zu verhindern, weitere Truppen nach Spanien zu senden. Immerhin waren schon genü­gend kaiserliche Truppen auf dem Wege nach diesem Lande, wo der Erz­herzog nach der Ansicht von Quiros am meisten Unterstützung nötig hatte. Sinzendorf glaubte, die Spanier würden bald einsehen, daß sie durch die Anerkennung von Philipp von Anjou als ihrem König den Ruin und die Sklaverei ihres Landes herbeiführen würden. Quiros meinte, viele würden nur auf dje Gelegenheit warten, um ihre wahre Meinung zu äußern, doch seien sie furchtsam und feige 4). Trotz allen Bemühungen von Quiros waren die Verhandlungen mit den Vertretern der Seemächte wegen der Barriereplätze sehr schwierig, falls diese sich nicht begnügen wollten mit den Rechten, die er selbst ihnen angeboten hatte. Mit denen, über die sie vorläufig verfügten, konnte weder der Herrscher, noch die Bevölkerung der katholischen Niederlande sich abfinden. Durch Personen, die aus Holland kamen, hatte Quiros erfahren, daß solche Ansprüche auch von der Regierung im Haag gebilligt wurden. Er selbst tröstete sich damit, daß Erzherzog Karl das gute Recht auf seiner Seite hatte und auch von den andern Verbündeten in dieser Ange­legenheit unterstützt würde. Großsprecherische Ausdrücke dürfe man nicht fürchten, sondern man müsse rechtmäßige Ansprüche mit allen Mitteln ver­teidigen, vor allem suchen, Zeit zu gewinnen. Das wichtigste Ziel war für Quiros, den Erzherzog Karl in den Besitz dies gesamten Erbes Karls III. von Spanien zu setzen. Deshalb müsse man auch treu am Bündnis mit Preußen festhalten und auch versuchen, die Hilfe des Königs von Schwe­den zu gewinnen. Von diesem wollte Quiros wenigstens eine Erklärung verlangen, daß er sich als Garant des Friedens von Ryswyck betrachte. Dessen Vater war beim Beginn der Verhandlungen in dieser Stadt gestor­ben. Die Vertreter der andern Mächte wollten seinen Nachfolger auf dem

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