Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
40 Alphonse Sprunck schwedischen Thron nicht als Vermittler gelten lassen, aber Quiros hatte dessen Rechte durchgesetzt und dessen Gunst gewonnen. Am selben 17. Januar 1707 sandte Quiros dem Erzherzog auch eine Abschrift der Formeln, die bei der Verleihung des Goldenen Vließes gebräuchlich waren. Er nahm an, Marlborough und Sinzendorf hätten ihn schon benachrichtigt über die Hilfstruppen, die für Österreich bestimmt waren, und über die Absichten des englischen Generals, gegenüber den Holländern sein zukünftiges Amt als Gouverneur der katholischen Niederlande mit Mäßigung auszuüben. Quiros hatte sich die Aufgabe gestellt, über die militärischen Anstrengungen der Franzosen genaue Berichte nach London und dem Haag zu senden, und auch andere hierzu zu veranlassen. Die Herzoge von Anjou und Berwick sollten Armeen in Estremadura und der Gegend von Valencia befehligen, während der Herzog von Noailles durch die Provinz Roussiillon in Spanien eindringen sollte. Wie erzählt wurde, verfügten diese drei feindlichen Generäle über mehr als 50.000 Mann an Fußvolk und Reiterei. Quiros hielt diese Zahl für übertrieben, doch nahm er an, die französischen Truppen in Spanien seien zahlreicher als die der Verbündeten und eilige Hilfe sei nötig. Um Truppen aus Italien nach Valencia zu bringen, müßten die Seemächte sobald als möglich ein Geschwader ins Mittelmeer senden und die Truppen in diesem Lande durch solche aus Deutschland ersetzen. Ob solche Pläne, die schon lange diskutiert wurden, wirklich auf dem Wege zur Ausführung waren, konnte Quiros erst durch Berichte von Lecherin und Sinzerling erfahren. In Brüssel mußte die lange Unordnung in der Verwaltung noch weiter dauern; die Holländer hatten drei weitere Vertreter dorthin gesandt, um an den Besprechungen teilzunehmen. Marlborough sollte erst nach einem Monat nach Brüssel kommen; Quiros wollte dann persönliche Fühlung mit ihm nehmen. Vorläufig galt es, m!it allen Mitteln die Einigkeit unter den Verbündeten zu wahren. Am 24. Januar sandte Quiros dem Kaiser Joseph die Abschrift einer Antwort von ihm an den Grafen Wratislaw, den Kanzler, in der er Nachrichten meldete, die er selbst von Zinzerling erhalten hatte; für diesen Teil des Briefes nach Wien hatte er selbst den Chiffre von Zinzerling benutzt. Quiros erklärte darin, man müsse die Forderungen der Holländer betreffend die Barriereplätze energisch abweisen; von Seiten der Generalstaaten sei kein Sonderfrieden mit Frankreich zu befürchten, so lange die andern Verbündeten zur Fortsetzung des Krieges entschlossen wären 5). Auch die nordischen Länder würden ihre Zustimmung zu einer Aufteilung der katholischen Niederlande verweigern, selbst wenn sie eine solche versprochen hätten; eine solche würde auch nach deren Ansicht nur weitere Schwierigkeiten und Kriege mit sich bringen. Für Quiros galt es, bei den Verhandlungen wegen der Barriereplätze Zeit zu gewinnen und abzuwarten, bis Erzherzog Karl im vollständigen Besitz von Spanien und seiner Nebenländer in Italien war.