Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Alphonse Sprunck 32 Der frühere Sekretär des spanischen Staatsrates von Brüssel hatte die Stadt mit dem bayrischen Kurfürsten verlassen. Als die Verbündeten einen neuen Staatsrat begründeten, wurde Calvo nach seiner Behauptung als eifriger Anhänger des Hauses Österreich für dessen Nachfolge vorgeschlagen und vom holländischen Großpensionär Heinsius den Ratsmit- gliedern empfohlen. Aber Quiros hatte mit allen Mitteln die Ernennung von Francisco Navarro durchgesetzt, der ein Anhänger Frankreichs war und sogar in Briefwechsel stand mit Spaniern, die für den Herzog von Anjou Partei ergriffen hatten. Auf Drängen von Marlborough und Heinsius war Navarro von diesem Posten entfernt worden, doch bezog er immer noch ein jährliches Gehalt von 3000 Gulden, während Calvo als Kriegskommissar nur 900 bezog28). Der Verteidiger von Quiros erklärte, dieser habe niemals irgendjemanden für einen Regierungsposten empfohlen; Calvo hätte seine Stellung als Kriegskommissar nur durch Betrügereien erlangt. Dieser sei nur ein politischer Abenteurer, der auf beiden Seiten sein Glück durch Schmähschriften und Verleumdungen versucht habe. Schon um 1671 hatte er in demselben Gefängnis gesessen, in dem er jetzt untergebracht war. Calvo behauptete, nebst eigenhändigen Briefen von Quiros auch die Abschrift eines solchen zu haben, den dieser am 17. April 1700 an Karl II. gesandt hatte, in dem er um seine Abberufung aus dem Haag bat, da er in Holland und England sehr schlecht gesehen sei. Ferner hätte er beim Tode dieses Monarchen den Ministern in Versailles und Madrid dringend geraten, sofort Holland den Krieg zu erklären und diese Macht durch die Eroberung von Maastricht zur Neutralität zu zwingen. Der Verteidiger von Quiros erklärte, Calvo sei vielleicht in den Besitz eines solchen Briefes gekommen, als jener ihm den Zutritt zu seinem Hause nicht verwehren konnte, da er behauptete, Sekretär des Erzbischofs von Mecheln zu sein. Mehrmals hatte Quiros Karl II. um seine Abberufung nach Spanien gebeten. Aber den Teilungsplänen der spanischen Monarchie, die damals besprochen wurden, hatte er sich immer widersetzt und er war immer für die Interessen Österreichs eingetreten, sowie für ein Bündnis zwischen dieser Macht und England und Holland. Wider Willen und seinen Gegnern zum Trotz war er nach dem Einrücken der Franzosen in Flandern verblieben. Diese setzten ihre Ränke gegen ihn immer noch fort. Quiros hatte beim Eindringen der Franzosen in die katholischen Niederlande seinen Sekretär zum bayrischen Kurfürsten gesandt, mit dem Auftrag, ihm zu bedeuten, falls er die holländischen Truppen aus den Grenzfestungen gegen Frankreich weiter als Gefangene behielte, müsse er selbst öffentlich erklären, daß dies gegen seinen Willen geschehe, Persönlichkeiten von seinem Range durften auch aus eigener Initiative Maßnahmen für die Intjeressen eines Staates ergreifen. Einer seiner Diener und mehrere Personen von Rang hatten Quiros aufgefordert, sich für den Herzog von Anjou zu erklären; Quiros hatte ihnen in einem Brief vom 17. Januar