Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 25 handlungen trat für einen Frieden auf Grundlage einer Teilung der spanischen Monarchie4). Die Lage in Spanien war also für den Erzherzog ziemlich günstig, zumal da die Katalonier sich für ihn erklärt hatten; deshalb konnte er sich schon mit vollem Recht als Herrscher eines wichtigen Teiles dieses Landes ansehen. Ganz anders war für ihn die Lage in den südlichen Niederlanden, djie von dien Truppen der Seemächte besetzt waren. Im Jahre 1698 hatte Wilhelm III. von Oranien, der seit 1688 auch König von England war, durch Geheimverträge mit dem Statthalter der spanischen Niederlande, dem Kurfürsten Max Emmanuel, Holland in diesen Provinzen, zu deren Verteidigung gegen Frankreich das schwache Spanien Karls II. nicht mehr fähig war, eine Barriere zugesichert; holländische Truppen, die die Festung Luxemburg gleich nach ihrer Räumung durch die Truppen Ludwigs XIV. im Jahre 1697 in Folge des Friedens von Ryswyck besetzt hatten, durften noch weitere sieben Plätze in den südlichen Niederlanden besetzen. Dieses wichtige Recht, durch das sie in den katholischen Niederlanden einen beständigen Einfluß ausüben konnten, wollten die holländischen Generalstaaten sich auch für die Zukunft sichern5). Sowohl in den Verhandlungen, die Wilhelm III. zuerst mit Ludwig XIV., dann mit dem Kaiser und England führte, spielte diese Barrjierefrage eine sehr große Rolle. In der Großen Haager Allianz, die von den drei Staaten am 7. September 1701 unterzeichnet wurde, war in den spanischen Niederlanden die Errichtung einer Barriere zum Schutze Hollands vorgesehen. Wie der belgische Historiker Frans van Kalken betont, konnte Holland damals durch seine geschickte Diplomatie, seine gute Armee, seine gewaltigen Geldmittel und vor allem durch seine energische und zielbewußte Politik ebenso gut wie Österreich und England im Kampfe gegen Ludwig XIV. als eine Großmacht gelten, die sehr wohl in der Lage war, in den benachbarten katholischen Niederlanden ihre eigenen Interessen zu verteidigen 6). Schon Ende 1702, als Marlborough die Franzosen aus den Provinzen Limburg und Geldern vertrieben hatte, weigerten sich die Generalstaaten, den Erzherzog Karl als Monarchen dieser Gebiete anzuerkennen und ließen sich den Treueid schwören von d|er Bevölkerung aller Städte, die ihre Truppen besetzt hatten7). Sie erklärten, sie müßten sich zuerst eine Barriere in den südlichen Niederlanden sichern. Durch die Vermittlung Englands wurde dieser Konflikt am 19. November 1703 geregelt; die Festungen dieser Provinzien sollten von holländischen Truppen besetzt bleiben, während Österreich mit der Zivilverwaltung beauftragt wurde. Die Ausübung der protestantischen Religion sollte geduldet werden. Der bevollmächtigte Vertreter des Erzherzogs in den südlichen Niederlanden, Graf Philipp Ludwig Wenzel Sinzendorf, sollte als Verwalter dieser Gebiete den Treu-