Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges. Von Alphonse Sprunck (Luxemburg). I. Teil. Erstes Kapitel. Die Lage in den spanischen Niederlanden um 1706. Die Persönlichkeit von Francisco Bernardo de Quiros. Nachdem Marlborough am 23. Mai 1706 die Truppen Ludwigs XIV. bei Ramillies südöstlich von Brüssel geschlagen hatte, wurde das Gebiet der Provinzen Brabant, Flandern und Hennegau in den folgenden Monaten von den verbündeten Engländern und Holländern besetzt. Seit Juli dieses Jahres bestanden die spanischen Niederlande aus drei Teilen '): 1. Die Provinzen Namur und Luxembung, die mit einigen festen Plät­zen an der französischen Grenze noch von den Franzosen besetzt waren und vom bayrischen Kurfürsten Max Emmanuel verwaltet wurden. 2. Die Provinzen Brabant, Flandern, Hennegau mit den Städten Ant­werpen und Mecheln, die von den verbündeten Seemächten England und Holland durch einen Staatsrat und eine Konferenz verwaltet wurden. 3. Die Provinz Limburg, der Graf Goess, Vertreter des Erzherzogs Karl, am 6. Oktober 1706 verbot, die Autorität dieser Brüsseler Behörden anzuerkennen. Im September 1703 hatte Kaiser Leopold I. seinen zweiten Sohn Karl zum König von Spanien erklärt. Bald darauf hatte dieser auf Drängen der Seemächte von Neapel aus über London die Reise nach Portugal ange­treten. Diese beiden Staaten hatten dem Erzherzog für seinen Kampf gegen seinen Nebenbuhler um den spanischen Thron, dem Herzog Philipp von Anjou, Subsidien zugesagt, von denen er später ein Drittel ersetzen sollte2). Im Oktober 1705 konnten englische und holländische Truppen Katalonien und Valencia besetzen, während die Portugiesen Teile von Estremadura, die Engländer Teile von Andalusien in ihrer Gewalt hat­ten3). Erzherzog Karl schlug seine Residenz vorläufig in Valencia auf. In Madrid fühlte sich der Enkel Ludwigs XIV. so bedroht, daß die Ver­sailler Regierung mit dem holländischen Großpensionär Heinsius in Ver-

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