Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

THOMAS, Christiane: Die Bergung der kaiserlichen Kunstschätze und des Archivs 1866

294 Christiane Thomas angeblichen Beispiel des königlich-sächsischen Hofes folgend, wünschte ei* ermächtigt zu werden, im Einvernehmen mit dem Ministerium des Äußern, das die „Modalitäten“ ausarbeiten würde, die zurückgelassenen Objekte der großbritannischen Regierung zu verpfänden31). Über seinen Vorschlag — laut einer Randbemerkung wurde der Akt nicht expediert — näher zu beraten, war unnötig: sogar für die sperrigen Einzelteile der sogenannten „Hungarischen Rüstung“ Erzherzogs Ferdinand II. von Tirol erübrigte man Raum in den Kisten der Ambraser Sammlung. Mit verblüffender Schnelligkeit entwarfen die Kustoden Übersichts­tabellen der in Frage kommenden Stücke32). Selbstverständlich war Berg­manns Verzeichnis der Münz- und Antikengegenstände, „welche als die wertvollsten bezeichnet werden müssen“, datierend vom 7. Juli, lediglich eine Art Skizze, während Seidl am 8. Juli bereits wesentlich detailliertere Einzelnennungen vortrug. Daher erscheint es berechtigt, in diesem Rahmen Seidls Entwurf in extenso zu bringen, um in einem Vergleich mit der eigentlichen Transportliste die Divergenz von erstem Plan und tatsächlicher Ausführung zu beobachten. Seidl nahm die Reihenfolge seiner Kabinette -— Elfenbein-, Kristall-, Schmuck-, Gold- und Steinkabinett — als Basis seiner Ausführungen und nominierte33): Aus dem Elfenbeinkabinett: Olifant, angeblich aus dem Besitze des Grafen Albrecht III. von Habsburg (Ps. 4073) und zwei große Schüsseln. Aus dem Kristallkabinett: „die zwei großen Kristallkrüge“ (vielleicht Ps. 2371 und 2379), zwölfpässiger Pokal (Ps. 2246), Schüssel (Ps. 1473) und Gießkännchen, mit je 7 Rubinen und Smaragden und 2 Perlen besetzt (Ps. 2365). Aus dem Schmuckkabinett: die kaiserlich-österreichischen Insignien (Krone, Szepter und Reichsapfel: Schk. XI a 1—3), eventuell den Mantel des österreichischen Kaiserornats (Schk. XIV 117), eventuell die „Doub­31) OKäA 1866, Rubrik 53, Nr. 1033. 32) Sämtliche Vorschlagslisten der Hofsammlungen in OKäA 1866, Rubrik 53, Nr. 1033. 33) In Klammer werden die heutigen Inventarnummern der Schatzkammer (Schk.) oder Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe (Ps.) des Kunsthistori­schen Museums vermerkt. In einigen wenigen Fällen war eine Identifizierung durch eine zu oberflächliche Beschreibung Seidls nicht durchführbar. In diesem Zusammenhang gilt mein besonderer Dank Herrn Dr. Erwin Neumann (Samm­lung für Plastik und Kunstgewerbe, Kunsthistorisches Museum), durch dessen Hilfe die Auffindung der Objekte möglich war. — Ein Großteil der geborgenen Kunstwerke ist in den nachstehenden Publikationen wissenschaftlich bearbeitet: Hermann Fillitz, Katalog der weltlichen und der geistlichen Schatzkammer (Wien, 1961 3); Leo Planiscig — Ernst Kris, Katalog der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe (Wien, 1935); Katalog der Sammlung für Plastik und Kunst­gewerbe, 1. Teil Mittelalter (Führer durch das Kunsthistorische Museum Nr. 9), (Wien, 1964); Ernst Kris, Goldschmiedearbeiten des Mittelalters, der Renaissance und des Barock, 1. Teil (Publikationen der Kunsthistorischen Samm­lungen in Wien, Band 5), (Wien, 1932) und Emst Kris, Meister und Meister­werke der Steinschmiedekunst in der italienischen Renaissance (1. Band: Text, 2. Band: Tafeln), (Wien, 1929).

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