Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels 279 Die Verhältnisse haben sich im Brasilienhandel auch in den folgenden Jahren nicht wesentlich geändert, denn die ausführlichen Gutachten im statistisch-kommerziellen Teil der Veröffentlichungen der Novara-Expe- dition (1857) 1#1) führten die Ursachen für den geringen Umfang des öster­reichischen Handels mit Brasilien mit zwingender Logik darauf zurück, daß sich die österreichischen Fabrikanten bisher noch nicht auf den Ge­schmack und die Bedürfnisse des Landes haben umstellen können, daß sie nicht das nötige Interesse aufgebracht haben, den Markt in Brasilien rich­tig zu studieren. Es ist dem Handel wenig gedient, wenn man eine öster­reichische Exportmusterschau nach Rio de Janeiro schickt ohne Rücksicht auf die dortige Marktlage, viel wichtiger und besser wäre es, eine Auslese der bedeutendsten brasilianischen Verbrauchsartikel als Mustersamm­lung nach Österreich zu senden und den österreichischen Produzenten damit einmal einen Einblick in die wirkliche Marktlage zu verschaffen. Wie richtig diese Beobachtungen waren, zeigte die 1857 unter Leitung des Herrn Fabel auf der Korvette Karolina nach Rio de Janeiro geschickte Exportschau 161 162 163). Man hatte sich dazu im k. k. Handelsministerium endlich entschlossen, um dem stagnierenden Handel, der nach allen Berichten der österreichischen Konsularvertretungen in Brasilien soviel versprach, endlich auf die Beine zu helfen. Aber gerade diese Musterschau zeigte die wahren Ursachen des Versagens auf und der Ministerresident Sonnleithner hielt mit seiner Ansicht in seinem an das k. k. Handelsministerium gerich­teten Memoire auch nicht hinter dem Berg168). Seiner Ansicht nach war die Musterschau ein Fehlschlag. Man kann eben nicht Waren anbieten, ohne auf die Bedürfnisse und Forderungen des dortigen Marktes Rücksicht zu nehmen. An Hand von zahlreichen Beispielen wies er in dem genannten Exposé nach, daß dem österreichischen Handel in Brasilien nur ein ge­naues Studium des Marktes das Tor zum Erfolg auftun kann. — War 1846 Waren im Werte von 303.000 Milreis 1847 Waren im Werte von 78.740 Milreis. Interessant ist die Statistik über die Schiffsbewegung in den Jahren 1848 bis 1851: Im Jahre 1848 in Rio de Janeiro eingelaufene öster. Schiffe: 4. — 1849: 14; 1850: 21 und 1851: 34. Die Haupteinfuhrartikel aus Österreich nach Rio de Janeiro waren Mehl, Stahl und Papier. Die Mehleinfuhr betrug 1847 3290 Faß, 1848 5540 Faß, 1849 7182 Faß und 1850 bereits 10.505 Faß und 1851 13.328 Faß. Bei Stahl war die entsprechende Entwicklung: 400 Kisten, 1230, 120, 200, 620 und bei Papier 56 Ballen 1847, 1848 keine Angaben, 1849 31 Ballen, 1850 100 und 1851 125 Ballen. Weitere statistische Angaben enthalten die Berichte Sonnleithners aus dieser Zeit. 161) Die Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde, Statistisch- commerzieller Teil von Dr. Karl v. Scherzer, I. Bd. Wien 1864, S. 33—114. 162) St.K. Dipl. Korr., Brasilien, Fasz. 30, Bericht vom 10. Jänner 1858. 163) Memoire über die Vermehrung und Anknüpfung von Handels-Trans­aktionen zwischen Österreich und Brasilien und über die commercielle Sendung des Handelsagenten Herren Fabel Beilage zu Bericht vom 10. I. 1858.

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