Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels
278 Richard Blaas nachdem Österreich auf Grund der Depesche vom 28. Jänner 1848 durch den Geschäftsträger am 25. März 1848 eine Note an die brasilianische Regierung richten ließ des Inhalts, daß Österreich für die brasilianische Schiffahrt in seinen Häfen die volle Gleichstellung mit den Nationalen garantiere. Daraufhin erging eine entsprechende brasilianische Note vom 27. März, die in zustimmendem Sinne gehalten war: „Angesichts der oberwähnten von Herrn Sonnleithner im Namen Seiner Regierung gemachten Erklärung, daß die brasilianischen Schiffe in Österreich in Bezug auf Schiffahrt und Handel die Gleichheit der Behandlung genießen, hat der Unterzeichnete die Ehre, ihm in Erwiderung der erwähnten Note und im Namen der k. brasilianischen Regierung zu eröffnen, daß die österreichischen Schiffe und ihre Ladungen im Kaiserthume Brasilien in gleicher Weise werden behandelt werden und von denselben keine Schiffsabgaben und Warenzölle, welche nicht auch die eigenen Nazionalen in Gemässheit der Anordnung des Dekretes vom 1. Oktober 1847 unterliegen, erhoben werden“. Nachdem der Text der gewechselten Noten im Jahresbericht des Außenministeriums, im Relatorio vom 1. Mai 1848, veröffentlicht worden war, hatten die handelspolitischen Beziehungen der beiden Länder wieder einen offiziellen Charakter erreicht, der auch in der Folge beibehalten wurde, und im Rahmen dieser Übereinkunft wickelte sich der weitere Handel auf Grund des Prinzipes der Meistbegünstigung und der völligen Reziprozität ab. Zu einem förmlichen Vertragsabschluß ist es nicht mehr gekommen t5°). Gerade in diesem Jahr hatte der Handel mit Brasilien einen ganz beach- lichen Auftrieb erfahren und zeigte auch weiterhin recht hoffnungsvolle Aspekte. Am beachtlichsten an der im Großen gesehen doch recht dürftigen Handelsbilanz zeigt sich die progressive Zunahme der österreichischen Schiffahrt und sie beweist, daß der Handel mit Brasilien noch ausbaufähig war und große Chancen in sich schloß, die allerdings auch eine gewisse Risikofreude voraussetzten, die leider gerade dem österreichischen Handel nicht nachgesagt werden konnte. Österreichs Überseehandel lief nie zu großer Form auf, Österreich war nun einmal keine seefahrende Nation, es war ein Binnenland mit Zugang zum Meer 159 160). 159) Bittner, Staatsverträge a. a. O. nr. 2746 und 2747. Originalnote im Bericht vom 1. April 1848. In den ausgewechselten Noten war kein Termin für die Dauer angegeben und man hielt sich an die getroffene Vereinbarung, bis 1876 die brasilianische Regierung die Note offiziell zurücknahm. 16°) Aus den statistischen Tabellen in den Berichten Sonnleithners während der Jahre 1848 bis 1852 ergibt sich folgende Aufstellung für die Jahre 1845 bis 1847: Wert der von Rio de Janeiro nach den k. k. Staaten ausgeführten Waren: 1845 Waren im Werte von 1,158.180 Milreis 1846 Waren im Werte von 1,553.900 Milreis 1847 Waren im Werte von 1,877.688 Milreis Importe in der selben Zeit aus den k. k. Staaten nach Rio de Janeiro: 1844 Waren im Werte von 148.112 Milreis 1845 Waren im Werte von 271.758 Milreis